Wien – Der Sportbetrieb in Österreich kommt wieder langsam auf Touren. Während ab 1. Mai gewisse Sportstätten für den kontaktlosen Breitensport geöffnet werden, dürfen die Akteure der zwölf Fußball-Bundesligisten und des Cup-Finalisten Austria Lustenau (zweite Liga) bereits ab Anfang nächster Woche hinsichtlich einer Fortsetzung der Liga in Kleingruppen von fünf bis sechs Personen wieder das Training aufnehmen. Das gab Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) in einer Pressekonferenz am Mittwoch bekannt.

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler will dem Sport nicht im Wege stehen, "so viel wie möglich zulassen, so wenig wie möglich einschränken".
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Vorbild Deutschland

Damit sei die Basis des derzeit bis Anfang Mai pausierenden Spielbetriebs ohne Zuschauer geschaffen. "Wir wollen nicht im Wege stehen", sagte Kogler. Es obliege allerdings den Verantwortlichen der Liga, sich an die Einhaltung der Abstandsregeln und um die nötigen Covid-19-Tests zu kümmern. Man folge hier dem Beispiel aus Deutschland, wo Kleingruppentrainings bereits wieder erlaubt sind.

Geisterspiele vorerst alternativlos

Ab wann wieder Veranstaltungen mit Zusehern möglich werden, könne Kogler derzeit nicht prognostizieren. Vorerst müsse man mit "Geisterspielen" vorliebnehmen, um zumindest den Spielbetrieb in der obersten Spielklasse wiederaufnehmen zu können und TV-Übertragungen zu ermöglichen.

Wie und vor allem wann es mit dem Fußball als Breitensport weitergeht, ist noch völlig unklar. Für Kogler ist auch das noch nicht prognostizierbar, ohne Impfung aber schwer vorstellbar. "Im Moment fehlt mir die Fantasie, wie das zu bewerkstelligen ist. Körperkontakt ist nicht nur nicht günstig, sondern zu unterbinden", so Kogler.

Öffnung von Outdoor-Sportanlagen

Ab 1. Mai sollen jedenfalls wieder Leichtathletikanlagen sowie Tennis- und Golfplätze geöffnet werden. Auch Segelfliegen und Bogenschießen et cetera sollen dann wieder gestattet sein. Man wolle "so viel wie möglich zulassen, so wenig wie möglich einschränken", so Kogler. Der Vizekanzler appellierte aber gleichzeitig an den Hausverstand. Die Abstandsregeln seien ebenso einzuhalten wie die Hygienevorschriften.

Zur Vorsicht mahnte Kogler bei gefährlichen Sportarten wie dem Skitourengehen und dem Mountainbiken. Hierbei gelte es, das Risiko so gering wie möglich zu halten und die Erlaubnis zu sporteln nicht auszureizen.

Nachschärfen beim Radfahren und Laufen

Beim Laufen und Radfahren, das bisher mit Einschränkungen schon zugelassen war, sieht sich die Bundesregierung veranlasst nachzuschärfen. Auch hier soll der Hausverstand zur Anwendung kommen: Beim Laufen in der Reihe seien Windschattenphänomene nicht unwahrscheinlich, sodass ein größerer Abstand als eineinhalb Meter einzuhalten ist, sagt Kogler. Bei schnellem Gehen sind demnach vier bis fünf Meter Abstand einzuhalten, beim schnellen Laufen zehn Meter.

Kogler lädt die Fachverbände ein, etwaige Empfehlungen abzugeben, wie das etwa im Tennis mit Alexander Antonitsch bereits geschehen ist. Vorstellbar ist, dass jeder Spieler seine eigenen markierten Bälle bekommt. Außerdem müsse es Änderungen beim Verhalten am Netz und bei der Begrüßung geben.

Hoffnung für Grand Prix von Österreich

In Sachen Motorsport wolle die Bundesregierung einem Rennen ohne Zuschauer in Spielberg grundsätzlich nicht im Wege stehen. Das Einhalten der Mindestabstände erscheine möglich, Quarantänemaßnahmen sind nicht auszuschließen. Spießen könne es sich jedoch an den internationalen Ein- und Ausreisebestimmungen. Und auch die Anzahl der mit dem Formel-1-Tross vor Ort befindlichen Personen könnte relevant werden. "Zehntausende sind weniger günstig als Tausend", sagte Kogler. Die Formel 1 sende jedenfalls positive Signale.

Fragezeichen hinter dem Badesommer

Gearbeitet wird auch daran, dass der Sommer als Badesommer nicht verlorengegeben werden muss. Allerdings bittet Kogler um Geduld. Die Freibäder werden mit Sicherheit nicht am 1. Mai aufgesperrt. Neben lösbaren Problemen mit den erforderlichen Abständen auf den Liegewiesen bereite vor allem der Einlass und der Badeschluss Kopfzerbrechen. Denn dann könnte es zu bedenklichem Gedränge kommen.

Indoor-Sport in der Warteschleife

Noch nicht geklärt ist, ab wann Indoor-Sportarten wieder erlaubt sind und Fitnessstudios wieder aufsperren dürfen. Für Berufssportler gelte die Ausnahme des Betretungsverbots von Sportstätten aber auch indoor. Kogler stellt klar, dass für sämtliche Tätigkeiten – auch für Betreuer und Betreuerinnen – ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden muss und mindestens 20 Quadratmeter pro Person zur Verfügung stehen müssen. Selbstverständlich gelten auch dort die üblichen Hygienevorschriften.

Bezüglich Fitnessstudios gab Kogler zu verstehen, dass er "großes Verständnis für die Sorgen der Betreiber" habe. Er warf die Frage in den Raum, ob das Aufsperren unter den schwierigen Umständen und unter Einhaltung der Abstandsregeln überhaupt ökonomisch lukrativ wäre.

Finanzielle Hilfe für Vereine

Um gefährdete Vereine vor dem Kollaps zu bewahren, sollen diese finanzielle Hilfe in Anspruch nehmen können. Größere Teile der Schäden sollen laut Kogler ersetzt werden. Neben bestehenden Wirtschaftsfonds könne man den rund 15.000 Sportvereinen in Österreich eventuell auch mit der Schaffung spezieller Fonds Unterstützung anbieten. Gespräche mit dem Finanzministerium würden jedenfalls laufen. Insgesamt wird die Unterstützungssumme für den Sport und die Kultur in die "hunderte Millionen gehen." (Thomas Hirner, 15.4.2020)