Katze allein zu Haus – manche Fellnasen vermissen ihre menschlichen Mitbewohner, wenn diese außer Haus sind.

Foto: Felipe Santos

Eine im Jahr 2015 veröffentlichte Studie schien ein altbekanntes Vorurteil wissenschaftlich zu bestätigen. Hauskatzen fühlen sich weitgehend unabhängig von ihren Besitzern und zeigen daher auch praktisch keine Trennungsängste, wenn Frauchen oder Herrschen das gemeinsame Zuhause verlässt – das zumindest ergab die im Fachblatt "Plos One" präsentierte Arbeit.

Im Vorjahr wiederum kam eine Testreihe mit Katzen zu etwas anderen Ergebnissen: Das Team von der Oregon State University konnte empirisch nachweisen, dass Katzen mit ihren menschlichen Betreuern tatsächlich häufig emotionale Bindungen eingehen und diese als Quelle von Wohlbefinden empfinden.

Katzenbesitzer im Visier

Eine Untersuchung, die nun ebenso im Fachjournal "Plos One" vorgestellt wurde, hatte diesmal die Besitzer im Visier. Das Resultat war erwartungsgemäß auch hier: Ist der Mensch aus dem Haus, leidet die Katze – zumindest die eine oder andere. Die Erhebung zur Identifizierung möglicher trennungsbedingter Probleme bei Katzen ergab im Detail, dass 13,5 Prozent aller in die Stichprobe einbezogenen Fellnasen während der Abwesenheit ihrer Besitzer sich potenziell unwohl fühlten.

Um die Trennungsprobleme bei Katzen einschätzen zu können, entwickelte ein Team um Daiana de Souza Machado von der brasilianischen Universität von Juiz de Fora einen Fragebogen, der auf ähnlichen Umfragen mit Hunden und ihren Besitzern basiert. Im Rahmen der Erhebung wurden die 130 Teilnehmer (mit insgesamt 223 Katzen) gebeten, neben grundlegenden Informationen zu ihren Stubentigern vor allem anzugeben, ob ihre Katzen bestimmte Verhaltensweisen zeigte, wenn sie allein gelassen werden.

Häufig destruktiv

Die Auswertung der Daten zeigte, dass 30 der untersuchten 223 Katzen mindestens eines der Kriterien für trennungsbedingte Probleme erfüllten, wobei über destruktives Verhalten am häufigsten berichtet wurde. Die anderen festgestellten Verhaltensweisen waren: exzessives Miauen, Koten und Urinieren abseits der Katzentoilette, Depressionsapathie, Aggressivität und Ängstlichkeit oder Unruhe.

Die Verhaltensauffälligkeiten scheinen dabei mit der jeweiligen Haushaltsstruktur zusammenzuhängen: Negativ wirkte sich zum Beispiel aus, wenn die Katzen kein Spielzeug zur Verfügung hatten und/oder keine anderen Tiere mit im Haushalt lebten.

Wechselseitige Sozialpartner

Die Forscher betonen allerdings auch, dass ihre Untersuchung auf den Angaben der Katzenhalter beruht: Diese könnten zum Beispiel das natürliche Kratzen auf Oberflächen als Verhaltensauffälligkeit ihrer Tiere missdeuten. Das Urinieren außerhalb des Katzenklos könnte zudem normales Markierverhalten sein, während Apathie einfach der Tatsache geschuldet sein könnte, dass die Stubentiger meist nachtaktiv sind.

Entsprechend sehen die Autoren ihre Studie auch nur als Ausgangspunkt für weitere Forschung, sind sich aber jetzt schon sicher: "Katzen können als Sozialpartner für ihre Besitzer angesehen werden und umgekehrt." (tberg, 18.4.2020)