Foto: bpk, Staatsgalerie Stuttgart

Die Wiener Albertina hofft zwar, ab Juli den Museumsbetrieb wieder aufnehmen zu können, der weitere Verlauf des Ausstellungsjahres ändert sich jedoch gravierend: Die für Herbst geplante große Retrospektive zu Amedeo Modigliani anlässlich seines 100. Todestages muss um ein Jahr verschoben werden.

Laut Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder belaufen sich die Kosten der Schau auf fast 2,5 Mio. Euro. "Viele Gemälde haben einen Einzelversicherungswert von weit über 100 Millionen Euro. Wir können das finanzielle Risiko einer solchen Ausstellung nur tragen, wenn es wie zuletzt bei Dürer, Claude Monet oder der Matisse-Ausstellung eine realistische Chance gibt, mit mindestens 300.000 Besuchern rechnen zu dürfen. Diese realistische Chance sehe ich in diesem Jahr nicht", so Schröder am Mittwoch in einer Aussendung.

Schröder erwartet Hilfe vom Staat

Die Albertina habe sich daher entschieden, die seit vier Jahren vorbereitete Ausstellung "Modigliani – Picasso. Revolution des Primitivismus", in der dem Werk Modiglianis Arbeiten von Pablo Picasso, Constantin Brancusi und André Derain sowie Artefakte außereuropäischer Kulturen gegenübergestellt werden, erst vom 17. September 2021 bis 9. Jänner 2022 zu zeigen. Nun gelte es, "mit über 60 verschiedenen Leihgebern von Los Angeles bis Washington, von Madrid bis London, von Sao Paulo über Tokio bis Peking zu verhandeln, um die bereits zugesagten Leihgaben auch zwölf Monate später wieder zu erhalten".

Schröder rechnet aufgrund des zu erwartenden Tourismus-Rückgangs mit geringeren Einnahmen ab Sommer oder Herbst, die sich "zum Totalausfall der Einnahmen seit 11. März in Höhe von über 4,5 Millionen Euro" addierten. "Jetzt ist die Zeit gekommen, die ungleiche Verteilung der Finanzierungslasten eines Bundesmuseums auszugleichen. Das ist ein Gebot der Fairness wie der Notwendigkeit, will der Staat nicht ausgerechnet die großen und erfolgreichen Museen im Stich lassen. Bis jetzt konnten wir drei Viertel unserer Kosten selbst erwirtschaften und so dem Staat den Löwenanteil der Erhaltungskosten des Museums abnehmen. Das wird als Folge der Corona-Krise jetzt auf lange Sicht nicht mehr möglich sein", so der Generaldirektor. (APA, 15.4.2020)