So oder so ähnlich dürfte bei vielen heuer der Urlaubsort aussehen.
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Schon während die Baumärkte noch geschlossen waren, haben Umfragen gezeigt: Von allen Produkten, die die Österreicher in der Corona-Krise nicht kaufen konnten, fehlte ihnen vor allem die Blumenerde. Als dann die Baumärkte wieder aufsperren durften, war der Andrang auf das vermisste Gut groß. Kein Wunder! Frühling ist Gartensaison. Dazu kommt: Durch die Ausgangssperre bleibt viel Zeit, sich mit Projekten daheim zu beschäftigen, etwa mit Garteln oder Balkongestaltung. Und immerhin, viele dürften ihren Urlaub in diesem Jahr daheim verbringen, da will man es sich schließlich ganz besonders schön machen auf dem guten, alten Balkonien.

Schön und zweckmäßig, wie sich zeigt. Denn "der Bedarf an Nutzpflanzen wie Obst und Gemüse steigt gefühlt um einiges an in diesem Jahr. Viele fangen an, sich selbst zu versorgen", sagt Theresia Starkl vom gleichnamigen Gärtnereibetrieb. Die irrationale Angst vor Lebensmittelengpässen scheint ungebrochen. Neben Lieferdiensten, die frisches Obst und Gemüse vor der Haustüre abstellen, boomen derzeit auch Gemüsegärten auf Balkonen und Terrassen. Davon berichtet auch die "New York Times" und vergleicht die aktuelle Situation mit den Victory Gardens, die in den USA während der Weltkriege angelegt wurden, um die Bevölkerung mit Gemüse zu versorgen – 40 Prozent des landesweiten Bedarfs konnten damals so gedeckt werden.

Wie nutzen?

Auch wenn wir an diesem Punkt in der Corona-Krise noch lange nicht sind: Balkonien ist der Ort, mit dem sich derzeit viele beschäftigen. Wer neu gestalten oder zumindest bepflanzen will, sollte allerdings ein paar Punkte beachten.

Zuallererst sollte man sich fragen: Wie will ich den Balkon nutzen? Die einen wollen Gemüse anpflanzen, die anderen in der Sonne liegen, wieder andere mit der Familie draußen essen, weiß Ulli Seher vom Planungsbüro Gruenhoch3. Als Nächstes kommt es auf die Lage an. "Ein südseitiger Balkon ist im Hochsommer schwer nutzbar, dafür im Winter und der Übergangszeit super", sagt Seher. Der Ostbalkon eignet sich hingegen zum Frühstücken in der Sonne und liegt wie der Westbalkon im Halbschatten – auf Letzteren scheint die Sonne immer abends.

Entspannen oder mit der Familie draußen essen? Auf kleinen Balkonen muss man sich für eine Nutzung entscheiden.
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Die Himmelsrichtung bestimmt, welche Materialien sich eignen. Bei viel Sonne ist Holz für Möbel und Bodenbelag gut geeignet, weil es sich nicht aufheizt wie Metall oder Stein. Auch Teppiche können hilfreich sein. Auf einem Südbalkon ist ein Sonnenschutz jedenfalls ratsam. Beim Nordbalkon ist eine farbenfrohe Gestaltung eine gute Idee – so wird eine warme Stimmung erhalten, auch wenn die Sonne nicht scheint. Außerdem kann hier eine passende Beleuchtung Abhilfe schaffen. Was den Bodenbelag angeht, sollte auf Holz eher verzichtet werden, da es ohne Sonneneinstrahlung schlecht trocknen kann. "Das ist für die Haltbarkeit schlecht", so Seher.

Sie rät außerdem zu Möbeln, die das ganze Jahr über draußen sein und genutzt werden können und nicht abgedeckt werden müssen. "Das gibt kein gutes Bild, wenn man im Winter raus auf den Balkon schaut", sagt sie. Zudem könne man beim Kauf der Möbel darauf achten, dass sie auch im Innenbereich einsetzbar sind.

Tricks bei wenig Platz

In puncto Sichtschutz rät Seher zu Sträuchern oder, wenn weniger Platz ist, zu Gräsern. Auch Holz ist eine Option oder Platten aus unterschiedlichen Materialien. Von den sehr beliebten Bambusmatten rät sie ab. Denn obwohl sie günstig sind, "halten sie meist nur zwei oder drei Jahre, bis der Wind sie zerfetzt hat", so Seher.

Bei kleinen Balkonen empfiehlt die Expertin helle Farbtöne und rät dazu, dieselben Farben wie im Innenraum zu verwenden. "Man sollte versuchen, den Balkon möglichst mit dem Innenraum in Verbindung zu setzen." Gelingt das, wirkt der Außenraum größer, und es entsteht eine optische Erweiterung des Wohnraums. Auch klappbare und multifunktionale Möbel sind auf wenig Platz sinnvoll – im Idealfall kann man darauf sitzen, etwas darin verstauen und sie sogar bepflanzen, sagt Seher. Besonders mit individuell angepassten Möbeln könne man auch aus einer kleinen Fläche viel herausholen.

Paradeiser sind auch bei Balkongärtnern beliebt.
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Auch bei der Bepflanzung des Balkons sollte der Standort berücksichtigt werden. Ist es besonders windig, eignen sich Pflanzen, die Fruchtgemüse tragen, nicht, weil bei Gemüse die Blätter schnell abbrechen, sagt Theresia Starkl. Obstgehölze sind hier etwas robuster, ebenso Kräuter – sie wachsen auch im Halbschatten. Ist der Standort besonders sonnig, ist Fruchtgemüse hingegen ideal. Selbstversorger haben es auf schattigen Balkonen eher schwer, "dafür gibt es viele schöne Schmuckpflanzen, die sich eignen", sagt Starkl und nennt als Beispiel Hortensien.

Gute Planung

Generell eignen sich viele Gemüse- und Obstsorten für den Balkon, etwa Erdbeeren, Paradeiser, Gurken oder Salat. Weniger ideal sind Erdäpfel, Karotten oder Spinat – denn sie brauchen viel Platz und liefern verhältnismäßig wenig Ertrag. Wolfgang Praskac von der gleichnamigen Baumschule rät auf dem Balkon zu Beerenobst, Zwergobstbäumen und Halbstämmen, die sich auch in Töpfen sehr gut ziehen lassen. Wer sich ein Hochbeet anschaffen will, sollte keines wählen, das bodentief mit Erde gefüllt wird, sagt Seher. Auf dem Balkon könnte das zu schwer werden.

Geht es um Obst oder Gemüse, ist auf einem Balkon fast nichts unmöglich, sagt Wolfgang Praskac.
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Bei der passenden Topfgröße lassen sich auf einem Balkon genauso hochwertige und schöne Pflanzen ziehen wie in einem Garten, sagt Wolfgang Praskac, allerdings mit dem Nachsatz: "Es ist planerisch etwas aufwendiger." Töpfe sollten großzügig bemessen werden, "im Zweifelsfall immer den größeren nehmen", so der Pflanzenprofi. Dadurch bekommt die Pflanze mehr Nährstoffe, der Wasserspeicher ist größer, sie trocknet nicht so leicht aus und steht stabiler. "Jeden Platz, den man entbehren kann, sollte man den Pflanzen geben. Denn sie können sich auf dem Balkon keine Nährstoffe aus dem Boden holen – der Mensch alleine ist für die Versorgung verantwortlich", so Praskac.

"Was viele unterschätzen, ist, wie viel Erde eine Pflanze braucht", sagt auch Starkl. Für eine Tomatenpflanze etwa braucht es ein Gefäß mit 40 Zentimetern Durchmesser. "Wichtig ist auch die Düngung, gerade Fruchtgemüse ist ein Starkzehrer und braucht viele Nährstoffe", sagt Starkl und rät zu Biodüngern.

Käfer per Post

Ein weiteres balkonspezifisches Pflanzenproblem sind Schädlinge. Vor allem im Juni kommt es oft zu Blattlausbefall oder Mehltau, weil es in der Stadt keine natürlichen Nützlinge gibt. "Man kann dem aber entgegenwirken und sich etwa Marienkäfer oder Schlupfwespen bestellen und aufbringen", so Starkl.

Farben können auf einem Balkon große Wirkung haben, weiß Ulli Seher von Gruenhoch3.
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Auf kleinen Balkonen rät sie zu allem, was nach oben wächst – das sind etwa Klettervarianten diverser Pflanzen. Erdbeeren können in Hängetöpfen wachsen, Zwergkiwis oder Brombeeren gibt es als Kletterpflanzen, Paradeiser wachsen an sich sehr hoch. "Wenn man sie anbindet, brauchen sie wenig Platz", so Starkl. Mehr Platz ist außerdem, wenn Balkonkästen außen am Geländer befestigt werden. Auf kleinen Balkonen dürfen übrigens nicht nur kleine Pflanzen wachsen. "Zumindest eine große Topfpflanze ist schon möglich, das macht das Ganze großzügiger", sagt Seher.

Wer sich um nichts kümmern will und trotzdem einen grünen Balkon haben möchte, dem rät Starkl zu Gräsern. Es gibt sie hängend, stehend und in unterschiedlichen Höhen. Sie sind unkompliziert, mehrjährig, wind- und hitzebeständig. Einmal im Jahr müssen sie geschnitten und vor dem Winter zusammengebunden werden. Alles, was sie brauchen, ist eine regelmäßige Wasserzufuhr. Und damit steht auch Balkonbesitzern ohne grünen Daumen nichts mehr im Weg. (Bernadette Redl, 19.4.2020)