Der erste Impuls war, sich über die Mitbürger lustig zu machen, die sich am allerersten Tag in endlosen Schlangen vor den Baumärkten angestellt haben. So unaufschiebbar war das Verlangen nach Dübeln und Blumenkisten? Klar, Österreich ist eine Heimwerker- und Gartlernation (umfasst auch die, "die in unserem Land leben", wie inzwischen alle außer Kurz gelernt haben zu sagen).

In heimischen Baumärkten herrschte großer Andrang.
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Aber warum hat das für so viele nicht warten können? Weil sie sich etwas zu schaffen machen mussten. Weil es einfach gut für die Seele ist, an irgendetwas herumzubasteln und irgendeine Pflanze einzusetzen. Es ist eine gute Therapie in der erzwungenen Isolation, irgendetwas Greifbares, Haptisches, Konkretes zusammenzuschrauben oder umzutopfen. Auch klassische Kaffeehausmenschen mit zwei linken Händen entdecken an sich die verborgenen Ekstasen der manuellen Tätigkeit. Wobei: Die wahre Prüfung steht noch vor uns. Die Cafés und die Beiseln und die Gartenlokale werden wohl noch eine verdammt lange Zeit nicht aufsperren. Abstand halten im Stammlokal ist schwer (aber vielleicht kann man die Hälfte der Tische rausgeben – nein?).

Es ist ja nicht nur wegen der Folgen für einen ganz wesentlichen Teil der Gastronomie, aber was ist mit den (Wiener) Menschen, die in Lokale gehen, weil sie allein sein wollen, aber dafür Gesellschaft brauchen? Alle können nicht basteln oder garteln. (Hans Rauscher, 15.4.2020)