Am späten Mittwochnachmittag landeten mehr als 120 Erntehelfer aus Rumänien per Charterflug in Innsbruck.

Foto: Steffen Arora

Die eingeflogenen Arbeitskräfte wurden in Reisebussen und Kleintransportern abgeholt.

Foto: Steffen Arora

Innsbruck – Um 17 Uhr landete am Mittwoch auf dem Innsbrucker Flughafen ein Airbus A320 der Fluglinie Laudamotion, der direkt aus Cluj-Napoca in Rumänien kam. An Bord mehr als 120 Erntehelfer für Landwirte in Tirol und Kärnten. Vor dem Flughafengebäude warteten bereits Landwirte und Busse auf die Rumänen. Organisiert wurde der Charterflug laut Auskunft der Tiroler Landwirtschaftskammer vom österreichischen Branchenverband für Obst und Gemüse zusammen mit den Tiroler Gemüsebauern.

Die Ankommenden wurden noch auf dem Flughafen mit Abstrichen getestet und ihre Temperatur gemessen. Danach traten sie die Fahrt in ihre Quartiere bei den Betrieben an. Ab Donnerstag werden sie als Erntehelfer angemeldet, und sobald ihr negatives Testergebnis vorliegt, sollen sie in kleinen Teams auf dem Feld eingesetzt werden. Während die "faktische zweiwöchige Quarantäne" gilt, dürfen sie allerdings die Betriebe, denen sie zugeteilt sind, nicht verlassen.

Obmann der Gemüsebauern: "Zu wenig für Spitzenzeiten"

Josef Posch, Obmann der Tiroler Gemüsebauern, begründet das Einfliegen der Erntehelfer so: "Wir brauchen zu den Spitzenzeiten rund 800 Arbeitskräfte zum Einbringen der Ernte. Nur ein geringer Teil unserer Stammkräfte steht heuer dafür zur Verfügung. Ein Teil dieser Schlüsselarbeitskräfte wurde heute mit einem eigenen Flug nach Innsbruck gebracht. Das sind langjährige Mitarbeiter von uns, die die Basis bilden, damit die Arbeiten überhaupt erledigt werden können."

Die Vermittlung der zusätzlich benötigten Arbeitskräfte über die Plattform "Die Lebensmittelhelfer" laufe parallel dazu weiter. Posch bedankt sich bei allen, "die uns bereits unterstützen beziehungsweise sich dort beworben haben". Wie viele Einheimische sich bislang über die Plattform "Lebensmittelhelfer" beworben haben und eingesetzt werden, war am Mittwoch allerdings nicht zu erfahren.

Tiroler Grüne: "Absurdes System Landwirtschaft"

Das Land Tirol wollte auf Anfrage des STANDARD vorerst keine Stellungnahme zum Einfliegen der Erntehelfer abgeben. Man verwies auf eine offizielle Aussendung, die dazu noch folgen sollte. Seitens der Tiroler Grünen zeigte sich Landwirtschaftssprecher Georg Kaltschmid wenig erfreut. Zum einen sei man vom Koalitionspartner ÖVP nicht über den Charterflug informiert worden. Zum anderen zeige diese Vorgehensweise, "wie absurd das System Landwirtschaft" hierzulande sei, so Kaltschmid: "Wenn der Grundlohn so gering ist, dass sich keine einheimischen Arbeitskräfte mehr dafür finden und man billige Arbeiter per Luftbrücke einfliegen muss, stimmt etwas nicht mehr."

Die Arbeitskräfte seien nach der Ankunft in Kleinbussen in Gruppen zu maximal fünf Personen zu ihren Betrieben gebracht worden, heißt es von der Tiroler Landwirtschaftskammer. Vor Ort bot sich auf dem Flughafen allerdings ein etwas anderes Bild. Dort warteten mindestens zwei große Reisebusse, und während der Wartezeit nahmen es die Eingeflogenen mit Beschränkungen wie Abstandhalten und Maskentragen nicht sonderlich genau. (Steffen Arora, 15.4.2020)