Foto: Fatih Aydogdu
Jetzt kontrollieren ja überall Polizisten, ob wir uns an die neuen Regeln halten. Zwischen denen ist aber oft kein Meter Abstand – etwa im Polizeiauto. Dürfen die das?

Grundsätzlich gelten für Polizistinnen und Polizisten dieselben Regeln wie für alle anderen. Das heißt: Sie sollen so weit wie möglich Abstand halten.

Gerald Hesztera, der als Polizeisprecher im Innenministerium arbeitet, weiß aber, dass das im Einsatz nicht immer möglich ist. Als zusätzliche Schutzmaßnahme tragen die Beamten also auch einen Mundschutz. Und wie geht Abstandhalten im Polizeiauto? "Das ist eine Ausnahme", sagt Herr Hesztera. Solche Kompromisse brauche es, weil die Zusammenarbeit der Exekutive sonst nicht funktionieren würde. Um das Risiko einer Infektion unter Kolleginnen und Kollegen möglichst gering zu halten, ist die Polizei aber so gut wie möglich in fixen Teams unterwegs, heißt es von unserem Experten.

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Wie viele Polizistinnen und Polizisten sind derzeit im Corona-Einsatz?

Eigentlich alle, die verfügbar sind, sagt Polizeisprecher Gerald Hesztera – in Zahlen sind das rund 30.000. Und die haben jetzt gerade ganz schön viel zu tun.

Deswegen wurden auch sämtliche Urlaube gestrichen. Sogar Polizeischülerinnen und -schüler, die bereits im dritten oder vierten Semester ihrer Ausbildung stehen, sind momentan schon im Einsatz auf der Straße – macht noch einmal 1600 Exekutivkräfte mehr.

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Die Polizisten fordern mich auf, ich soll nach Hause gehen, wenn ich auf einer Parkbank sitze. Sollten die nicht besser Verbrecher jagen?

Weißt du noch, wann es erlaubt ist, nach draußen zu gehen? Wenn jemand unbedingt zur Arbeit muss, einkaufen muss oder andere versorgt. Auch wer frische Luft braucht, darf die Wohnung verlassen – allein oder mit der Familie.

Auf der Parkbank sitzen ist also okay. Trotzdem kann es vorkommen, dass manche Beamte nervös sind, wenn sich zu viele Menschen im Park aufhalten. Dann ist es aber vielleicht wirklich besser, ein anderes Mal wiederzukommen. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss oft ganz schön viel Strafe zahlen. Dass die Verbrecher jetzt leichtes Spiel haben, glaubt unser Experte nicht: "Alle anderen Aufgaben der Polizei laufen weiter", sagt Herr Hesztera. Was ihm aufgefallen ist: Die Kriminalität ist in Corona-Zeiten erst einmal gesunken. Wahrscheinlich ist es nicht so leicht, wo einzubrechen, wenn alle zu Hause sind.

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Jeden Tag gibt’s neue Zahlen. Von Kranken, Gesunden und Verstorbenen. Wer zählt das und wie?

Zahlen sind wirklich sehr wichtig im Moment. Die werden benötigt, damit die Regierung sieht, ob die Entscheidungen, die sie getroffen hat, auch wirken, also weniger Menschen krank werden. Im Gesundheitsministerium gibt es sogar gerade eine Abteilung, die sich den ganzen Tag mit Zahlen beschäftigt. Mehr als 13.000 Menschen wurden positiv auf Corona getestet, heißt es im Ministerium. Es geht aber nicht allen Erkrankten sehr schlecht. Nur ein kleiner Teil von ihnen muss ins Krankenhaus. Und da ist es wichtig, immer zu wissen, wie viele das sind.

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Aber woher weiß ich überhaupt, ob das dieses Coronavirus war?

Das ist ganz schön knifflig. Warum? Weil etwa einige Kinder gar nicht merken, dass sie Corona haben. Sie fühlen sich nicht krank. Andere Kinder haben so etwas Ähnliches wie Schnupfen. Das bedeutet, dass sich nur die Menschen wirklich sicher sein können, Corona zu haben oder gehabt zu haben, die einen Test gemacht haben, der positiv war – sprich anzeigt, dass die Person Corona hat oder hatte. Schwierig ist das auch bei älteren Menschen, die Corona haben und versterben. Da kann es nämlich auch sein, dass sie schon andere Krankheiten hatten, die zum Tod geführt haben.

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Warum ist es eigentlich so schwierig zu sagen, wer Corona hat und wer nicht?

Das ist tatsächlich so. Warum? Wir fragen bei unserem Datenexperten im STANDARD, Michael Matzenberger, nach. Der sagt: "Es ist gar nicht so leicht herauszufinden, wie viele Menschen jetzt gerade oder früher die Corona-Krankheit hatten." Das liege vor allem an den Tests.

Die funktionieren folgendermaßen: Aus dem Mund wird Speichel genommen und dieser dann in eine komplizierte Maschine gesteckt. Die sagt dann, ob die getestete Person das Virus im Körper hat. Der Haken: Es gibt nicht genug solcher Geräte, um alle Leute zu testen, die sich krank fühlen. Noch ein Beispiel, was die Zahlenfindung so schwierig macht: Es können Leute mit Corona angesteckt sein, ohne es zu bemerken. Die werden natürlich gar nicht getestet. Wir müssen daher annehmen, dass mehr Menschen angesteckt sind als nur die, von denen wir es wissen. Wie viele genau, wissen wir aber nicht. (Peter Mayr, Karin Riss, 16.4.2020)