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Der südostasiatische Nebelparder ist die am wenigsten bekannte Großkatze. Sein sukzessives Verschwinden ist ein Symbol für den weltweiten Rückgang der Artenvielfalt – eines von unzähligen.
Foto: REUTERS/WWF-Canon/Alain Compost

Wien – "Politiker müssen anerkennen, dass es einen Konflikt zwischen Wirtschaftswachstum und dem Erhalt der biologischen Vielfalt gibt", bilanziert Franz Essl vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien die Ergebnisse einer aktuellen Studie in der Fachzeitschrift "Conservation Letters". Wissenschafter aus zwölf Ländern, darunter auch Österreich, fordern darin ein Umdenken. Denn das Festhalten am Wirtschaftswachstum gefährde die biologische Vielfalt massiv.

"Wirtschaftswachstum führt zur Steigerung des Ressourcenverbrauchs und zu höheren Emissionen, die den Klimawandel antreiben. Neben diesen Faktoren tragen auch die steigende Nachfrage nach Produkten aus Land- und Forstwirtschaft und die damit intensivere Landnutzung massiv zum Verlust der biologischen Vielfalt bei", sagt Karl-Heinz Erb vom Institut für soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur.

Strategiewechsel tut Not

Die Autoren zeigen auch, dass die Mehrheit der bestehenden Strategien zum Schutz der Biodiversität auf ein weiteres Wirtschaftswachstum setzt. Die Wissenschafter schlagen deshalb Alternativen zum Wirtschaftswachstum vor, die dennoch den allgemeinen Wohlstand steigern und gleichzeitig den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt stoppen.

Um eine Trendwende in der globalen Biodiversitätskrise zu erreichen, müsse die Wissenschaft alternative sozioökonomische Pfade jenseits des Wachstumsparadigmas entwickeln. Auch eine Begrenzung des Land- oder Ressourcenbedarfs von gehandelten Produkten oder der Ausbeutung von Rohstoffen in biodiversitätsreichen Gebieten könnte eine wichtige Rolle spielen.

Lernen aus der Krise

Ein Strategiewechsel sei auch deshalb unabdingbar, weil von technologischer Seite keine Verbesserung bei der Ressourcennutzung und den Treibhausgas-Emissionen zu erwarten sei. "Die Effizienzgewinne wurden durch fortgesetztes Wirtschaftswachstum zunichte gemacht", so Essl.

Die Wissenschafter verweisen auf die Corona-Krise, die uns dazu zwingt, viele Gewohnheiten zu ändern. "Daraus könnten wir lernen, in welchen Bereichen – dann ohne eine Bedrohung wie etwa dem Coronavirus – andere wirtschaftliche Praktiken möglich sind, ohne unser Wohlergehen zu bedrohen", betonen die Forscher. (APA, red, 17. 4. 2020)