Bei Rockstar Games unternimmt man nun ernsthafte Bemühungen, um Arbeitsbedingungen und Firmenkultur zu verbessern.

Foto: Rockstar Games

Das Studio Rockstar Games ist den meisten Spielern ein Begriff. Titel wie GTA 5 und Red Dead Redemption 2 haben sich nicht nur extrem gut verkauft, sondern wurden auch von vielen für ihre Qualitäten gelobt. Doch die Schattenseite dieser Werke ist in den vergangenen Jahren auch immer wieder öffentlich geworden. Schon 2010 wandten sich die Lebensgefährtinnen und -gefährten von Entwicklern mit einem offenen Brief an die Leitung des Unternehmens. Sie kritisierten massiven Zeit- und Gelddruck auf die Mitarbeiter. Während der Stress und die Anforderungen weiter zunähmen, würden die Gehälter vergleichsweise stagnieren und Zusatzleistungen gekürzt.

Acht Jahre später hatte sich offenbar kaum etwas verändert. Der Journalist Jason Schreier, der gute Kontakte zu Mitarbeitern vieler Studios pflegt, verfasste einen Report für Kotaku, der die Zustände bei Rockstar aus den Augen diverser Angestellter weiter in einem schlechten Licht zeigte. So seien Entwickler faktisch gezwungen gewesen, in den letzten neun Monaten vor dem Release von Red Dead Redemption 2 Sechs-Tage-Wochen mit massiven Überstunden zu absolvieren, mit teils fatalen Auswirkungen auf Privatleben sowie die körperliche und seelische Gesundheit. Nun gibt es von Schreier ein Update zur Situation – mit guten Neuigkeiten.

Mehrere Verbesserungen implementiert

Anderthalb Jahre nach dem letzten großen Game hat das Unternehmen demnach Schritte gesetzt, um das Arbeitsklima zu verbessern. "In den letzten Monaten haben wir überall im Unternehmen daran gearbeitet, unsere Prozesse zu evaluieren", heißt es in einem Mail an die Belegschaft. "Wir hoffen, dass die meisten von euch die positiven Effekte bereits spüren. Alle anderen werden sie bald bemerken", verspricht man.

In drei Punkten sind Änderungen bereits implementiert oder sollen bald in Kraft treten. So gibt es nun vermehrt Schulungen für Führungskräfte, was den Umgang mit Mitarbeitern betrifft. Zu den damaligen Vorwürfen gehörten auch Vorfälle sexueller Belästigung.

"GTA 6" könnte – anfangs – kleiner werden

Außerdem wird die Planung für das nächste große Projekt so angelegt, dass Crunchtimes – also längere Phasen in denen Mitarbeiter praktisch zur Leistung vieler Überstunden gezwungen sind, um ihre Deadlines einzuhalten – möglichst vermieden werden. Das könnte GTA 6 betreffen, das laut Gerüchten in der Frühphase seiner Entwicklung stecken soll.

Das Spiel, so heißt es aus informierten Kreisen, könnte im Vergleich zum Vorgänger mit reduziertem Umfang erscheinen, was etwa die Größe der Spielwelt und verschiedene Features betrifft. Das reduziert die Wahrscheinlichkeit, auf den letzten Drücker noch Überarbeitungen vornehmen zu müssen. Stattdessen strebt man wohl einen regelmäßigen Zyklus kleinerer Updates an, die das Game stetig erweitern sollen.

Mehr Planungsfreiheit für Mitarbeiter

Weiters hat man angefangen, den Mitarbeitern flexiblere Zeitplanung nach ihren eigenen Bedürfnissen zu ermöglichen. Auch das soll zu einer gesünderen Firmenkultur beitragen und bei der Vermeidung von Überstunden helfen. Dennoch will man auch langfristig in der Lage sein, den Release von Spielen zeitlich möglichst genau planen zu können. Wie viele Unternehmen in der Gamesbranche setzt auch Rockstar aufgrund der Coronavirus-Pandemie derzeit auf Homeoffice.

Diese Maßnahmen zeigen einen deutlichen Fortschritt zu 2018, schreibt Schreier. Sie sollen aber nicht das Ende der Fahnenstange sein. Weitere Evaluierungen und Maßnahmen sind geplant. "Wir haben noch viel zu tun", heißt es auch in der Rundmail des Managements. (gpi, 16.04.2020)