Die Wiener Designerin Julia Stricker wohnt in einer Wohnung im siebenten Bezirk – und freut sich derzeit ganz besonders, dass ihr Zuhause so groß und hell ist. Ihre Einrichtungspläne hat sie vorerst auf Eis gelegt.

"Wir wohnen schon ziemlich lange in dieser Wohnung im siebten Bezirk. 2006 sind wir eingezogen. Der Siebte war damals noch komplett anders und viel ruhiger. Jetzt ist er die reinste Baustelle.

"Ich wollte auf einmal Farbe." Julia Stricker und ihr Sohn vor der blauen Wand, aufgenommen vor Corona.
Foto: Lisi Specht

Wir haben damals eine Eigentumswohnung gesucht. Dieses Haus wurde gerade gebaut, und wir haben sofort zugeschlagen. Die Lage hat uns überzeugt, aber auch die Größe von knapp 120 Quadratmetern. Wir haben eine Garage dabei und zwei Balkone.

Wir sind von einer kleinen Wohnung gekommen und hatten anfangs unglaublich viel Platz. Ins Wohnzimmer stellten wir unsere wirklich kleine Couch, die richtig verloren gewirkt hat. Wir haben die Wohnung dann peu à peu eingerichtet. Ehrlich gesagt bin ich immer noch nicht fertig. Ich räume ständig herum, tausche aus, stelle um. Und es kommt immer wieder etwas weg. Wir haben nichts gekauft, damit es fertig ist. Ich kaufe Dinge nur, wenn sie passen und ich überzeugt davon bin, dass sie auch in zehn Jahren noch passen.

Beim Einrichten bin ich die Tonangebende. Aber mein Mann ist immer einverstanden – oder er wird überzeugt. Ich lasse mir viel Zeit, zeichne vieles vorher auf. Ich muss einen Einrichtungsgegenstand visualisieren können, um zu sehen, ob er passt.

Julia Stricker richtet ihre Wohnung seit Jahren ein – ganz fertig ist sie immer noch nicht.
Fotos: Lisi Specht

Ich würde unseren Stil als modern, aber gemütlich bezeichnen. Ich kaufe eher in kleinen Studios ein, bestelle aber auch online. Mir ist es wichtig, dass eine Wohnung Ruhe ausstrahlt. Es darf nicht überladen wirken. Ich mag auch Ordnung. In der Theorie funktioniert das bei uns sehr gut. In der Praxis ist es derzeit aber schwierig.

Unser großer Esstisch ist immer komplett vollgeräumt – außer DER STANDARD kündigt sich an. Bei uns hätte zwar alles seinen Platz, aber es landet trotzdem auf dem Tisch. Zum Essen wird das Zeugs dann oft nur beiseitegeschoben, und das war’s. Der Tisch ist der Mittelpunkt der Wohnung. Hier spielt sich alles ab. Hier arbeite ich, auch wenn wir eigentlich ein Arbeitszimmer hätten.

Mein Lieblingsmöbelstück ist aktuell das Bett, weil ich derzeit fast nie drinnen liege. Unser Sohn hält mich wach. Und die Kaffeemaschine. Ohne sie könnte ich nicht leben.

Der große Esstisch ist das Zentrum der Wohnung, die Kaffeemaschine einer der derzeit wichtigsten Gegenstände für Julia Stricker.
Fotos: Lisi Specht

Unser Wohnen hat sich mit der Geburt unseres Sohnes verändert. Wir brauchten auf einmal ein Kinderzimmer. Also musste ich mein Stoffzimmer räumen. Wir haben Einbauschränke für das Arbeitszimmer machen lassen und umgeräumt. Das ging sich vor der Geburt gerade noch aus. Mittlerweile ist unser Sohn mobil. Ich bin ständig dabei, die Wohnung kindersicher zu machen, und entdecke fast jeden Tag etwas Neues, was gefährlich für ihn werden könnte.

Und noch etwas hat sich in den letzten Wochen bei unserem Wohnen verändert: Auch mein Mann arbeitet aktuell im Homeoffice, und wir sind alle viel mehr zu Hause. Das ist neu und ungewohnt. Aber ich weiß nun noch mehr zu schätzen, dass die Wohnung so hell ist und genügend Platz bietet, dass auch der Kleine genug Raum zum Rumtoben hat.

Meine weiteren Einrichtungspläne sind derzeit erst einmal auf Eis gelegt. Ich würde gern das Badezimmer neu machen. Aber das ist ein Riesenprojekt und wird vielleicht erst realisiert, wenn unser Sohn erwachsen ist. Seit fünf Jahren haben wir blaue Wände. Keine Ahnung, was mich da geritten hat. Ich wollte auf einmal Farbe. Ich bin selbst erstaunt, dass ich es noch nicht satthabe.

Ich muss beim Wohnen runterkommen können und brauche meine Ruhe. In dieser Wohnung bin ich sehr glücklich. Aber ich hätte wahnsinnig gern eine große Küche, weil ich so gern koche. Dafür zwingt mich unsere winzige Küche dazu, nach dem Kochen alles sofort wegzuräumen.

Mit Kind kommt mir jetzt aber auch manchmal der Gedanke an ein Haus auf dem Land. Ich habe es früher nie nachvollziehen können, wenn andere davon geträumt haben. Ganz aufs Land ziehen könnte ich aber nicht. Darum fahren wir zu meinen Eltern ins Burgenland, wenn wir raus aus der Stadt wollen." (Franziska Zoidl, 20.4.2020)