Der HD 88111 war eines der Objekte, an denen die Fähigkeiten von Cheops getestet wurden. Seine eigentlichen Ziele sind aber Exoplaneten.
Foto: ESA/Airbus/CHEOPS Mission Consortium

Wien/Bern – Nach umfangreichen Testreihen wurde das im Dezember gestartete ESA-Weltraumteleskop Cheops ("CHaracterising ExOPlanets Satellite") nun offiziell für "wissenschaftsreif" erklärt. Alle Systeme funktionieren, "sogar besser als erwartet", so Andrea Fortier von der Uni Bern, die das Inbetriebnahme-Team des Missionskonsortiums leitete.

Hintergrund

Ziel der Mission ist die Untersuchung bereits bekannter Exoplaneten, um unter anderem zu bestimmen, ob auf ihnen lebensfreundliche Bedingungen herrschen. "Wir können mit Cheops die Größe der Planeten mit unerreichter Genauigkeit messen, um dann in Kombination mit Daten aus früheren Beobachtungen zur Planetenmasse die Dichte und damit ihre Beschaffenheit bestimmen", sagt Theresa Lüftinger vom Institut für Astrophysik der Uni Wien.

Neben ihrem Institut sind noch das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und die Weltraumfirma RUAG Space Austria an dem Kooperationsprojekt zwischen der Europäischen Weltraumorganisation und der Schweiz beteiligt. Insgesamt arbeiten Wissenschafter aus elf europäischen Ländern mit – und fast das gesamte Missionspersonal musste während eines Teils der Testphase seine Arbeit im Homeoffice verrichten.

Heißer Jupiter unter der Lupe

Am Ende der Testphase hat das Weltraumteleskop mehrere Sterne und Exoplaneten beobachtet. Das wichtigste Zielobjekt war dabei laut Lüftinger der Planet KELT-11b, ein sogenannter Heißer Jupiter. Er ist laut den Cheops-Messungen um 30 Prozent größer als sein Namensvetter in unserem Sonnensystem, kreist aber in einer engeren Bahn um seinen Mutterstern als Merkur um die Sonne. Für einen Umlauf braucht er nur 4,7 Tage.

HD 93396, der 320 Lichtjahre von uns entfernte Mutterstern, ist aber seinerseits ein Riese und fast dreimal so groß wie unsere Sonne. Das Team wählte dieses spezielle System, weil der Planet lange braucht, um vor diesem Riesen vorbeizuziehen, nämlich fast acht Stunden. "Dies gab Cheops die Gelegenheit, seine Fähigkeit zu demonstrieren, lange Transitereignisse einzufangen. Diese sind vom Boden aus nur schwer zu beobachten, weil die Nächte, in denen es möglich ist, acht Stunden lang mit hoher Qualität zu beobachten, sehr selten sind", sagt Didier Queloz von der Universität Genf, der Sprecher des Cheops-Wissenschaftsteams.

Obwohl KELT-11b einen größeren Durchmesser hat als Jupiter, ist er fünfmal weniger massiv, was eine extrem geringe Dichte bedeutet. "Dieser Exoplanet würde in einem Aquarium schwimmen, das groß genug ist", sagt David Ehrenreich von der Uni Genf. Die geringe Dichte wird der Nähe zu seinem Stern zugeschrieben – er ist aufgeheizt und dadurch ausgedehnt. Insgesamt seien die Messungen von Cheops fünfmal genauer als solche von der Erde aus, ziehen die Wissenschafter Bilanz. (red, APA, 16. 4. 2020)