Gastronomie und Beherbergungswirtschaft führen die Negativliste der Jobverluste an. Bei den Jungen unter 25 haben aktuell neun Prozent ihre Arbeit verloren.

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Die verordneten Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie schlagen als Konsequenz am Arbeitsmarkt mit Rekordarbeitslosigkeit zu Buche: Allein die beiden letzten Märzwochen haben 200.000 mehr Arbeitslose gebracht – mit 563.000 Menschen ohne Job liegt die Arbeitslosenquote mit Ende März bei 12,3 Prozent. Das ist laut dem Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) der höchste Wert seit Beginn der 1950er-Jahre. Anders als etwa im Zuge der Finanzkrise 2009 sind fast alle Wirtschaftsbereiche betroffen, wie das Wifo in einer aktuellen Studie (von Julia Bock-Schappelwein, Ulrike Huemer, Walter Hyll) zur Arbeitsmarktsituation herausgefunden hat.

Über 40 Prozent in Gastronomie und Beherbergung

Beinahe halbiert hat sich durch das vorzeitige Beenden der Wintersaison und die behördliche Schließung von Restaurants, Gaststätten und Beherbergungsbetrieben der Beschäftigtenstand in dieser Branche: 90.757 Menschen haben dort ihre Arbeit verloren – das sind mehr als 41 Prozent.Ebenfalls zweistellig sind die Jobverluste bei den sogenannten wirtschaftlichen Dienstleistungen, also der Arbeit rund um die Sachgüterproduktion. Dort arbeiten Unternehmen häufig mit Arbeitskräfteüberlassung – mehr als 21.900 Personen haben dort im März die Arbeit verloren, ein Minus von über 23 Prozent. Dramatisch sind auch die Verluste im Bauwesen mit minus zehn Prozent (26.566 Personen).In diesem Negativranking folgen mit fast zehn Prozent Minus persönliche Dienstleistungen wie Friseure und Kosmetikstudios (8505 Betroffene), und fast so hoch ist der Beschäftigungsverlust auch in den Bereichen Kultur, Unterhaltung, Erholung sowie bei den Dienstleistungen rund um Mobilität und Verkehrswesen.

Da der Bau (88 Prozent Männeranteil) und die Arbeitskräfteüberlassung stark männlich dominiert sind, gehören Männer auch zu den Hauptverlierern der Corona-Jobkrise (minus 5,6 Prozent). Frauen sind insgesamt mit minus 3,2 Prozent betroffen. Ausländische Staatsangehörige haben häufiger die Arbeit verloren als Österreicher – Mobilitätsbeschränkungen und ein hoher Anteil dieser Menschen in den hauptsächlich betroffenen Branchen sind die Erklärung dafür.

Gerade eingestiegen, jetzt draußen

Dramatisch fallen die Ergebnisse der Studie des Wifo mit Blick auf die Jungen aus: Wer gerade erst begonnen hat mit dem Arbeitsleben, schlägt seit Mitte März besonders hart auf – fast neun Prozent dieser Jungen haben ihren Arbeitsplatz verloren. Die sogenannte Aktivbeschäftigung ist damit relativ am stärksten bei den unter 25 -Jährigen gesunken. Das, so Julia Bock-Schappelwein, erkläre sich wiederum durch die Tätigkeit dieser Altersgruppe in den Bereichen Gastronomie, wirtschaftliche Dienstleistungen, Kultur und Erziehung.

Angesichts der per Stichtag 10. April vom Arbeitsmarktservice (AMS) genehmigten Kurzarbeit für insgesamt 609.000 Beschäftigte und der Tatsache, dass ausländische Beschäftigte aufgrund ihres nicht im Inland befindlichen Wohnsitzes meist nicht in der AMS-Statistik aufscheinen (116.000 von ihnen waren 2019 unselbstständig in Österreich beschäftigt), könnte die Arbeitslosenquote auch schlimmer aussehen.

Zu einem Ausblick lässt sich das Wifo kaum bewegen, Bock-Schappelwein argumentiert je nach Szenario. Also, klappt das schrittweise Hochfahren ohne Rückschläge und kommt es daher nicht zum Verlust von Beschäftigungsfähigkeit, ist wohl Erleichterung am Arbeitsmarkt zu erwarten. Weiterbildung führt sie in jedem Fall als wichtiges Instrument gegen rasches Wegbrechen ganzer Bereiche ins Treffen. Allerdings, erinnert sie, gebe es viele Faktoren, die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben, nicht nur die Corona-Krise. Die Entwicklung werde vielfach beeinflusst – von Klimafragen, Digitalisierung, gesellschaftlichem Wertewandel bis zur demografischen Kurve mit weniger verfügbaren Arbeitskräften. (kbau, 17.4.2020)