Die "Stopp Corona"-App wurde von der Uniqa Stiftung finanziert, die Medienkampagne von Raiffeisen

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Binnen weniger Tage hat das Rote Kreuz nach dem Ausbruch der Corona-Krise in Österreich eine umfassende Krisenkommunikation samt einer "Stopp Corona"-App präsentiert. Wie war das möglich? Ein Blick auf die handelnden Akteure zeigt, dass alte Weggefährten von Kanzler Sebastian Kurz und seinem grünen Partner zur Stelle waren, um ihre Expertise beizutragen.

So wurde die "Schau auf dich – schau auf mich"-Kampagne von der Werbeagentur Jung von Matt mit deren einstigem Geschäftsführungsmitglied Martin Radjaby entwickelt. Wer auf dessen Facebook-Seite schaut, entdeckt zuerst einen wenige Stunden alten Beitrag von Stefan Wallner, Generalsekretär im Gesundheitsministerium – Wallner fordert Radjaby dazu auf, die für ihn wichtigsten zehn Musikalben zu posten.

Dass die beiden einander enger kennen, ist kein Wunder: Beide waren einst im Grünen Klub aktiv – Wallner sogar als Bundesgeschäftsführer; beide arbeiteten dann bei der Ersten Bank. Radjaby, der die Bundespräsidentschaftskampagne von Alexander Van der Bellen leitete, ist dort noch immer in der Marketingabteilung tätig (Kampagne: #glaub an dich); Wallner war bis zum Wechsel ins Team von Gesundheitsminister Rudolf Anschober Leiter des Bereichs "Company Transformation and Civil Society Partnerships". Langjähriger Generaldirektor der Ersten Bank war Andreas Treichl, einst Finanzreferent bei der ÖVP; dessen Vater Heinrich Treichl war wiederum von 1974 bis 1999 Präsident des Roten Kreuzes.

Die "Schau auf dich"-Kampagne wird digital vom Campaigning Bureau unterstützt, das unter anderem die Wahlkämpfe von Sebastian Kurz sowie diverse Ministerien betreute. Schon seit 2014 ist auch das Rote Kreuz Kunde der Agentur, der Großteil der Arbeit soll Pro bono erfolgen.

Das Rote Kreuz präsentierte die Kampagne der Bundesregierung, die übernahm Medienbuchungen. Bis zu 15 Millionen Euro sollen dafür bislang ausgegeben worden sein. Die Entwicklung der Kampagne kostete 440.000 Euro, die laut Rotem Kreuz "gezielt von Großspendern" kamen: nämlich von Raiffeisen und Erster Bank.

App vom IT-Riesen

Langjähriger Partner der Ersten Bank ist wiederum die Beratungsfirma Accenture. Sie entwickelt die "Stopp Corona"-App für das Rote Kreuz. Accenture feierte 2018 seine ersten 30 Jahre in Österreich. Im Vorwort eines Jubiläumshefts ist zu lesen: Gastbeiträge von Kanzler Sebastian Kurz und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP). Accenture ist eine der ältesten und mit 43 Milliarden Euro im Jahr 2019 auch umsatzstärksten Strategiefirmen der Welt. Accenture war etwa für Facebook als Inhaltsprüfer tätig, suchte für den US-Grenzschutz 7500 neue Mitarbeiter für 297 Millionen Dollar und sieht sich in Berlin wegen der Bundeswehr-Berateraffäre dem Vorwurf der Vetternwirtschaft ausgesetzt.

Geld für die App kam von der Uniqa Privatstiftung, Hauptaktionär der Uniqa-Versicherung. Dort arbeitete einst Sebastian Kurz, sein Chef damals: der spätere Finanzminister Hartwig Löger. (Fabian Schmid, 17.4.2020)