Terroristen nehmen keine Rücksicht auf die Corona-Krise. Im Gegenteil. In Mali beispielsweise nutzen die Terrorgruppen den massiven Druck, den die Lungenkrankheit auf die schwachen staatlichen Strukturen der Region ausübt, um die eigenen Strukturen weiter aufzubauen und auszubreiten. Die Terrorgefahr in der Sahelzone steigt in einem Gebiet von der Größe Europas – mit schwer absehbaren Auswirkungen auf Fluchtbewegungen aus der Region. Gerade jetzt wäre es also wichtig, die dortigen Auslandseinsätze fortzusetzen, um die staatlichen Institutionen nicht noch weiter zu schwächen und damit den Terrorgruppen das Feld zu überlassen.

Flüchtlingscamp in Bamako, Mali.
Foto: APA/AFP/MICHELE CATTANI

Das sieht die österreichische Regierung leider nicht so. Das Bundesheer reduziert als Reaktion auf die Corona-Krise vorübergehend die Kontingente bei den Auslandseinsätzen. Die Ausbildungstätigkeit bei der EU-Trainingsmission in Mali wird sogar ganz eingestellt. Das folgt wieder einmal dem Reflex, die österreichischen Soldatinnen und Soldaten bei drohender Gefahr nach Hause zu holen. Das war schon 2013 so, als der syrische Bürgerkrieg die Sicherheitslage auf den Golanhöhen zuspitzte und Österreich sein Kontingent abzog. Und nun ist es auch in Mali so.

Dass das kontraproduktiv ist, liegt auf der Hand, und es läuft dem Missionszweck zuwider, nämlich die malischen Streitkräfte zu trainieren und zu strukturieren. Diesen weiter zu verfolgen wäre in Corona-Zeiten wichtiger denn je. (Manuela Honsig-Erlenburg, 16.4.2020)