Warschau – Die Zahl der unerlaubten Grenzübertritte in die EU auf den Hauptmigrationsrouten ist im März deutlich zurückgegangen. Insgesamt wurden im März etwa 4.650 Fälle registriert, teilte die EU-Grenzschutzagentur Frontex am Donnerstag mit. Im Vormonat waren es noch 6.200 Fälle. Im ersten Quartal 2020 betrug die Zahl der illegalen Übertritte 24.500 – das war gut ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum.

Allein auf der Route über das östliche Mittelmeer – also über die Türkei und Griechenland – gab es etwa 2.300 Fälle. Das waren 38 Prozent weniger als im Februar, auch wenn Anfang März viele Migranten versuchten, nach Griechenland zu gelangen. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres wurden auf dieser Route mehr als 10.300 illegale Grenzübertritte registriert, teilte die Grenzschutzagentur mit. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war dies ein Anstieg um fünf Prozent. Die meisten Menschen auf dieser Route stammten aus Afghanistan, gefolgt von syrischen und türkischen Staatsangehörigen.

Die zweithöchste Zahl wurde mit 1.100 unerlaubten Grenzübertritten auf der Westbalkanroute registriert. Dies waren etwas mehr als halb so viele wie im Vormonat. Über das westliche Mittelmeer nach Spanien ging die Zahl der illegalen Grenzübertritte mit 450 im Vergleich zu Februar um zwei Drittel zurück.

Drama im Mittelmeer

Im Mittelmeer ist indes die Situation um das deutsche Rettungsschiff Alan Kurdi weiter angespannt. Die rund 145 Migranten sollen am Freitag aber zumindest auf einem italienischen Schiff in Quarantäne kommen. Dort sollten sie in der Corona-Krise vom Roten Kreuz versorgt werden, teilte das italienische Verkehrsministerium am Donnerstag mit.

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Die Alan Kurdi auf einem Archivbild.
Foto: REUTERS/Darrin Zammit Lupi

Zuvor hatte sich die Lage auf dem Schiff nach Angaben der Hilfsorganisation Sea-Eye zugespitzt. Migranten und Crew harren seit etwa zehn Tagen auf dem Schiff aus. Ein Mann habe versucht, sich das Leben zu nehmen, teilte die Organisation mit. Ein weiterer habe sich selbst verletzt. Die italienische Küstenwache habe deshalb drei der 149 Geflüchteten in Sicherheit gebracht. Das Schiff liegt vor der sizilianischen Stadt Palermo. Auch die Crew soll in Quarantäne.

Italien und Malta hatten erklärt, dass sie keine Migranten in der Corona-Pandemie an Land lassen könnten, weil diese nicht gesundheitlich versorgt werden könnten. Die Menschen legen meist im Bürgerkriegsland Libyen ab, wo ihnen in Lagern schwere Misshandlungen drohen. Vor der italienischen Insel Lampedusa wartet auch das spanische Rettungsschiff Aita Mari mit etwa drei Dutzend Migranten auf einen sicheren Hafen.

Die Menschenrechtskommissarin des Europarats betonte, dass trotz der Coronavirus-Krise die Seenotrettung von Migranten fortgesetzt werden müsse. Überlebende müssten in einem sicheren Hafen von Bord gebracht werden, erklärte Dunja Mijatović. Sie forderte die Mitgliedsstaaten des Europarats auf, unverzüglich auf Notrufe auf See zu reagieren. "Die Covid-19-Krise kann keine Rechtfertigung dafür sein, Menschen wissentlich ertrinken zu lassen", so Mijatović. (APA, 16.4.2020)