Jetzt mit 100 Prozent weniger Hinweisen auf DP-3T: die Website von Pepp-PT.

Grafik: Pepp-PT

Ob die Kontaktnachverfolgung via App wirklich ein probates – oder vor allem: realistisches – Mittel gegen die Verbreitung des Coronavirus ist, wird derzeit noch heiß diskutiert. Klar ist aber, dass in den vergangenen Wochen weltweit zahlreiche Projekte entstanden sind, die sich an der Entwicklung einer möglichst die Privatsphäre der Nutzer respektierenden, technologischen Basis versuchen. Zwei der bekanntesten davon sind die europäischen Unterfangen Pepp-PT und DP-3T, die auch zunächst in engem Austausch standen. Immerhin stehen dahinter zum Teil Wissenschafter der gleichen Universitäten. Diese Nähe findet nun aber ein abruptes Ende, wie golem.de aufgespürt hat.

Verbindung abgebrochen

Auf der Webpage von Pepp-PT wurden jegliche Hinweise auf DP-3T entfernt, wie ein Vergleich der aktuellen Seite mit einer gecachten Version in der Wayback Machine offenlegt. Ein Vorgang, der vor allem bei den Vertretern von DP-3T für Verblüffung sorgt. "Bislang hat uns niemand erklärt, warum die Informationen zu DP-3T von der Webseite entfernt wurden", formuliert es Kenny Paterson, der als Kryptograph an der ETH Zürich an dem Protokoll arbeitet.

Allerdings lässt er durchblicken, dass der Zwist darüber hinausgehen dürfte. So war in der Vorwoche eine Online-Besprechung zwischen den beiden Projekten anberaumt, zu der die Vertreter von Pepp-PT einfach nicht erschienen seien. Beim Pepp-PT-Projekt wollte man sich zu den Vorgängen nicht äußern.

Worum geht es eigentlich?

All dem liegt eine Kontroverse über die Implementation des Benachrichtigungssystems im Falle einer Infektion zugrunde. Während Pepp-PT hier ein Modell mit einem zentralen Server propagiert, setzt DP-3T auf ein dezentrales Modell, da man dabei die Risiken für die Privatsphäre geringer einschätzt. Welches der beiden Modelle im Endeffekt das bessere ist, ist dabei durchaus nicht unumstritten. Klar ist jedenfalls, auf welche Seite sich Apple und Google gestellt haben: Deren in der Vorwoche präsentiertes Modell orientiert sich stark an DP-3T, auch hier hat man also einen dezentralen Ansatz gewählt.

Vieles davon ist derzeit allerdings noch blanke Theorie, denn entgegen den ursprünglichen Versprechungen hat Pepp-PT bisher noch keinerlei Quellcode für sein Contact-Tracing-Modell veröffentlicht. Zunächst hatte man diesen schon für Anfang April angekündigt, was zu den Verzögerungen geführt hat, ist unklar. Bei DP-3T gibt es hingegen sehr wohl bereits ersten Code, der unter einer freien Lizenz veröffentlicht wurde.

Wie geht es weiter?

Allerdings wirft das Engagement von Apple und Google generell die Frage auf, wie relevant diese Diskussionen überhaupt noch sind. Immerhin werden die beiden Unternehmen ihre gemeinsame Lösung über Updates in den kommenden Wochen auf Milliarden Geräte ausliefern. Zwar soll das Contact-Tracing nicht von Haus aus aktiviert werden, und die Abwicklung der Meldung einer Infektion soll weiter über separate Apps von Gesundheitsbehörden erfolgen. Die Basistechnologie scheint damit aber festgelegt. Zumal der gemeinsame Ansatz der Firmen den Vorteil hat, dass er auch bei iPhones im Hintergrund funktioniert – was sonst nicht möglich ist. (apo, 17.4.2020)