Leere Lokale trotz besten Ausflugswetters. Wie hier nahe Salzburg verzeichnet die Gastronomie wegen der Betriebssperren massive Ausfälle. Für immer mehr Betriebe wird es eng.

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Nach einem knappen Monat der Zwangspause konnten kleine Geschäfte und Baumärkte am Dienstag wieder aufsperren. Die "Auferstehung", wie ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz die Wiederöffnung im Handel nannte, füllte heimische Einkaufsstraßen nur gemächlich, verschaffte aber zumindest Baumärkten ein gutes Geschäft. Anders ist die Situation für tausende Selbstständige, deren Einkommen weiter fehlen.

Der Fotograf Martin K. ist nur einer von vielen. Seit dem Ausbruch der Pandemie sind seine Aufträge eingebrochen, sein Kerngeschäft im Event- und Hochzeitsshooting wird voraussichtlich noch für weitere Monate wegfallen. Wie rund 137.000 andere Unternehmer hat auch K. den mit mittlerweile zwei Milliarden Euro dotierten Härtefallfonds der Regierung beantragt. Der Fotograf hat tausend Euro Soforthilfe erhalten. Die Auszahlung war "unbürokratisch und schnell", erinnert sich K. Insgesamt hat die Wirtschaftskammer (WKO) in jener ersten Phase 115 Millionen Euro ausbezahlt.

Zweite Phase vor Start

Mittlerweile hat sich K. über die zweite Phase des Fonds, die ab Montag beantragt werden kann, informiert. In dieser können Unternehmen bis zu 6000 Euro über drei Monate erhalten – wobei die bereits überwiesene Soforthilfe davon abgezogen wird. Ausgeglichen wird der Nettoeinkommensentgang zwischen 16. März und 15. April sowie den darauffolgenden zwei Monaten zu 80 Prozent – aber maximal 2000 Euro. Geringverdiener bekommen 90 Prozent.

Werner Kogler, Sebastian Kurz und Gernot Blümel werden nicht müde zu betonen, wie stark sie den Betrieben unter die Arme greifen.
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Für Fotografen K. bedeutet das, dass er über drei Monate durchschnittlich 630 Euro aus dem Fonds erhält – die tausend Euro an Soforthilfe sind darin bereits inkludiert. "Davon kann ich nicht überleben", sagt K. "Phase zwei ist leider fernab der Realität." Für ihn, wie auch für viele andere Selbstständige, kommt ein weiteres Problem hinzu: Als Fotograf bekommt er Honorare oft nur viele Wochen nach dem tatsächlichen Auftrag überwiesen.

Verschieben des Problems

Das würde wiederum seinen Anspruch auf Zahlungen aus dem Fonds mindern und das Problem nach hinten verschieben, wie er sagt. Denn laut WKO zählt in der zweiten Phase der Zeitpunkt der realisierten Abrechnung.

In der zweiten Phase müssen Unternehmer die Mittel jeden Monat neu beantragen, die Berechnung geschieht jedoch automatisiert. Laut WKO erfolgt die Auszahlung nach dem jeweiligen Begutachtungszeitraum. Wie lange das dauern wird, weiß man noch nicht. K. versucht dennoch, optimistisch zu bleiben.

Dass das Hilfspaket mit 38 Milliarden Euro zwar groß, Unterstützung deshalb aber nicht gesichert ist, darauf machen viele Betriebe aufmerksam. Selbst eine 100-prozentige Staatsgarantie ist für manche Banken nicht ausreichend, den Kredit dann auch zu gewähren. Gerade kleinere Unternehmen haben die eingeforderte Bilanz für 2019 nicht parat. Nicht immer reicht als Alternative die Saldenliste aus, erzählen Betroffenen. Noch mehr setzt die verlangte Liquiditätsprognose zu. "Das ist Kaffeesudlesen für Fortgeschrittene", wettert ein Gastronom aus Niederösterreich, der namentlich nicht genannt werden will.

Warten auf Kurzarbeit

Auch sein Antrag auf Kurzarbeit, der am 20. März eingebracht worden sei, soll noch nicht genehmigt worden sein. Tatsächlich hat das AMS wegen des gewaltigen Zustroms erst die Hälfte der 40.000 korrekt abgegebenen Anträge bewilligt.

Dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt, bestätigt Birgit Erdler, Chefin einer Bilanzbuchhaltungsfirma. Außer Stundungen und Phase eins des Härtefonds sei "noch keinerlei Hilfe bei den Unternehmen angekommen", sagt sie. Das sieht das Finanzministerium anders: Per 10. April seien Garantien im Umfang von 1,57 Milliarden Euro bewilligt worden.

Während Gärtnereien und Baumärkte die Schließung hinter sich haben, stehen viele Gastronomen vor dem Aus.
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Dennoch: Bei den Gastronomen ist der Frust besonders groß, immer mehr äußern ihn auch. Nach einem unfreundlichen Wutbrief von Spitzenkoch Toni Mörwald an Regierungsmitglieder tut es ihm so mancher Kollege gleich. Mörwald hatte behauptet, das Gerede von der umfassenden Soforthilfe der Regierung sei "einfach gelogen". Thomas Altendorfer, Inhaber von 17 Lokalen, verlangt wie Mörwald echte Zuschüsse. Mit Stundungen und Krediten "gehen viele halt erst Ende des Jahres oder im 1. Quartal 2021 in Konkurs. Die Pleitewelle wird damit nur verschoben nicht vermieden." Die Zeit drängt, die nächsten Lohnzahlungen stehen demnächst an.

Gute Nerven gefragt

Wer dennoch Geld leihen will, muss gute Nerven haben. Ein Hotelier aus der Stadt Salzburg beispielsweise hat bei der ÖHT am 17. März einen Kreditantrag auf 500.000 Euro gestellt, er hat das Geld noch immer nicht auf seinem Konto. Tourismus- und Finanzministerium wurden befasst. Am 1. April kam die Genehmigung, die Hausbank gab am 6. April grünes Licht für die Kreditgewährung. Am 17. April hat der Unternehmer die Kreditverträge unterschrieben, er rechnet damit, dass das Geld nächste Woche auf dem Konto ist. Die in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeiter wurden derweilen aus Reserven bezahlt. (Renate Graber, Nora Laufer, Andreas Schnauder, 18.4.2020)