Das am Freitag von der Österreichischen Staatsdruckerei präsentierte Konzept für eine App, welche die Identität mit einem Immunitätsnachweis gegen das Coronavirus verknüpfen könnte, stößt auf Kritik. A-Trust-Geschäftsführer Michael Butz sieht im APA-Gespräch dafür die Zeit noch nicht reif. Technisch wäre es natürlich möglich, nur müsste zunächst eine gesellschaftspolitische Debatte geführt werden.

Gesellschaftspolitische Folgen

Der Geschäftsführer des auf Sicherheitssysteme im elektronischen Datenverkehr spezialisierten Unternehmens betonte, dass A-Trust ebenfalls die technischen Möglichkeiten hätte, die Identität digital mit gesundheitlichen Daten zu verknüpfen. Schließlich hätten sich mittlerweile rund 1,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher die von A-Trust betriebene Handy-Signatur zugelegt, welche mit einem E-Tresor einhergeht. Bei diesem E-Tresor handelt es sich um eine Cloud-Applikation, auf der private Dokumente sicher hinterlegt werden können.

"Laborbefunde könnten eingescannt und hineingelegt werden. Dann könnte man sie herzeigen oder auch versenden", erklärte Butz. Doch bevor man etwa einen Immunitätsnachweis gegen das Coronavirus auf diese Weise nutzbar machen würde, müsse geklärt werden, welche datenschutzrechtliche und gesellschaftspolitische Folgen das hätte und ob diese überhaupt gewünscht wären. "Diese Diskussion zu führen, liegt nicht bei uns und auch bei keinem anderen IT-Unternehmen", meinte der A-Trust-Geschäftsführer.

Ungeklärte Fragen

Dass sich die Österreichische Staatsdruckerei prinzipiell für eine Umsetzung einer derartigen Idee eignen würde, stellte Butz nicht infrage. Schließlich fabriziere sie Reisepässe und habe entsprechendes sicherheitstechnisches Know-how. Nur sei vieles ungeklärt, etwa woher die relevanten Gesundheitsdaten stammen würden und wie die Verbindung dorthin sicher hergestellt werden könnte. Auch wäre fraglich, wie Grenzbeamte derartige Dokumente prüfen sollten. Dazu müssten international einheitliche Standards definiert werden, gab der Geschäftsführer zu bedenken.

"Derzeit herrscht viel Verunsicherung. So viele unterschiedliche Dinge tauchen täglich neu auf, dass die Bürger unmöglich alles einschätzen und bewerten können", meinte Butz. So berühre man auch mit der digitalen Verknüpfung von Identität und Gesundheitsdaten einen Bereich, der für viele nicht sehr einfach zu verstehen sei. "Es wäre schlecht erst umzusetzen und im Anschluss diskutieren zu müssen", so Butz. (APA, 18.04.2020)