Am Mittwoch kamen 122 Erntehelfer aus Rumänien in Tirol an.

Foto: Steffen Arora

Innsbruck – Nachdem die Tiroler Obst- und Gemüsebauern am Mittwoch 122 Erntehelfer aus Rumänien einfliegen ließen, gab es viel Kritik. Vor allem da nun einer der Rumänen positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Doch der für Landwirtschaft zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) und der stellvertretende Obmann der Tiroler Gemüsebauern, Romed Giner, rechtfertigen das Vorgehen und bitten um Fairness gegenüber den Landwirten.

Denn auf den Feldern Tirols herrsche enormer Druck. Und der komme vor allem vom Handel, der die Preise und damit auch die Bedingungen diktiere, wie Geisler erklärt: "In Zeiten der Corona-Krise versucht der Handel, das Bild einer heilen Welt zu zeichnen, in der regionale Bauern unterstützt würden. Die Wahrheit sieht anders aus." In Tirol würden "drei große Handelsketten", Namen will Geisler nicht nennen, enormen Druck auf Gemüsebauern ausüben. "Wenn die Krise vorbei ist, wird man mit diesen Herrschaften reden müssen", kündigt Geisler an. Wer sich Aktionspreise großer Handelsketten ansehe und mit den Produktionskosten auf dem Feld vergleiche, müsse erkennen, dass sich das nicht ausgehen kann, sagt Geisler.

"Billige Lebensmittel machen krank"

Auch Giner klagt über Preisdruck: "Billige Lebensmittel machen krank, in jedem Bereich." Er fordert als Lösung etwa "vernünftige Herkunftsbezeichnungen". Denn der Handel würde den Bauern drohen, anderswo einzukaufen, wenn diese nicht vorgegebenen Preisen zustimmen. Das verzerre den Wettbewerb, wie er anhand eines Beispiels erklärt: "Im Burgenland sind die Grenzen noch offen für Erntehelfer, wir müssen unsere eben einfliegen lassen."

Giner sagt, die Bauern wären auch gerne bereit, bessere Löhne zu bezahlen. Doch das würde sich im Preis des Gemüses niederschlagen, weshalb er auch die Konsumenten auffordert, sich dieser Problematik bewusster zu werden, anstatt nur Bauern als Schuldige darzustellen.

Auf Erntehelfer angewiesen

Hinsichtlich Erntehelfer aus dem Ausland erklärt Giner, dass man auf die erfahrenen Arbeiter aus Rumänien angewiesen sei: "Dort leben bis zu 70 Prozent noch von Landwirtschaft und kennen die Arbeit daher. Wir behandeln unsere Erntehelfer gut, die meisten kommen seit Jahren, wir sind ja auf sie angewiesen." Einheimische hätten sich bisher nicht genug gemeldet.

Zum Vorwurf, die Landwirte erhielten zu viele Subventionen, sagt Giner: "Wir sehen das auch kritisch. In Gunstlagen sollten die Kosten im Produktpreis verpackt sein." Subventionen sollten Nischen wie Bergbauern vorbehalten sein. Doch dazu wäre eben Kostenwahrheit beim Preis der bäuerlichen Produkte erforderlich. (Steffen Arora, 18.4.2020)