Für Österreicher wird es zwar noch mehrere Monate nur eine eingeschränkte Reisefreiheit geben, aber deutsche Urlauber werden möglicherweise schon im Sommer wieder ins Land kommen können. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat in der "Presse am Sonntag" die Möglichkeit einer entsprechenden bilateralen Vereinbarung ins Spiel gebracht.

Das Gesundheitsministerium reagierte auf diesen Vorschlag zurückhaltend. "Der Wunsch nach einer Möglichkeit für Tourismus ist nachvollziehbar, allerdings abhängig von der Entwicklung der Corona-Pandemie in Österreich und international", sagte eine Sprecherin am Sonntag. Und weiter: "Das Gesundheitsministerium wird zu gegebener Zeit die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen prüfen."

Deutsche Gäste als wichtige Umsatzbringer

Der Tourismussektor drängt massiv darauf, die Grenzen für deutsche Urlauber zu öffnen. Bleiben die Grenzen nämlich zu, "dann wäre der Fremdenverkehr tot", sagte der Tourismusforscher Andreas Reiter der "Kleinen Zeitung" vom Samstag. Zwei Drittel der Tourismusbetriebe könnten das Ausbleiben der wichtigsten Gästegruppe, die mehr als die Hälfte der Umsätze bringe, nicht überleben.

Auf deutsche Urlauber entfielen im Sommer 2019 rund 7,9 Millionen Ankünfte und 29,5 Millionen Nächtigungen. Zum Vergleich: Inländische Gäste waren für 23,3 Millionen Übernachtungen in Hotels, Pensionen oder Ferienwohnungen verantwortlich.

Derzeit kommen ausländische Staatsbürger nur mit einem negativen Coronat-Test nach Österreich. Tourismusministerin Köstinger schwebt für Deutsche ab Sommer eine Lockerung vor.
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Die Abhängigkeit vom deutschen Markt ist in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich gesunken, auch wenn nach wie vor mit Abstand die meisten ausländischen Gäste aus Deutschland stammen. Der Übernachtungsanteil deutscher Gäste lag 1991 noch bei 50,7 Prozent, im vergangenen Sommer hingegen nur mehr bei 37,4 Prozent, wie aus Zahlen der Statistik Austria hervorgeht.

Ferientourismus geplant

"Wir müssen uns darauf einstellen, dass es in diesem Jahr eine andere Art von Urlaub geben wird. Aber dadurch, dass wir die Ausbreitung des Coronavirus relativ gut im Griff haben und als Bundesregierung schon Lockerungen der Maßnahmen Schritt für Schritt in Aussicht stellen können, planen wir durchaus auch, dass es im Sommer Ferientourismus geben wird", sagte Köstinger.

"Die Einschränkung der Reisefreiheit wird uns in den nächsten Monaten noch erhalten bleiben. Wenn Länder aber auch auf einem sehr guten und positiven Weg sind, wie beispielsweise Deutschland, dann gibt es durchaus auch die Möglichkeit, dass man sich bilateral einigt", sagte Köstinger, ohne weitere Details zu nennen.

Außenministerium drängt auf Abstimmung

Derzeit lässt Österreich ausländische Staatsbürger nur mit einem negativen Corona-Test ins Land, die Beherbergungsbetriebe sind behördlich geschlossen. Allerdings zimmern auch andere Länder bereits bilaterale Vereinbarungen für den Urlauberverkehr. So wird etwa eine Luftbrücke für tschechische Kroatien-Urlauber erwogen.

Im Außenministerium heißt es aus STANDARD-Nachfrage, es handle sich um "erste Überlegungen, wie der Tourismus im Hinblick auf den Sommer kontrolliert wieder hochgefahren werden kann". Die Entscheidung darüber, ob es dazu komme, treffe Österreich nicht alleine, sondern in enger Abstimmung mit den Nachbarländern und nachdem die Situation in jedem einzelnen davon analysiert worden sei. Vor allem aber bleibt man vorsichtig: "Klar ist, dass die Reisefreiheit – wie wir sie bisher kannten – noch einige Zeit sehr eingeschränkt bleiben wird, da nicht alle Länder so positive Entwicklungen zu verkünden haben wie Österreich."

Auch Deutschland muss mitspielen

Eine Reaktion auf den aktuellen Vorschlag von Köstinger gibt es derzeit noch nicht. Bisherige Aussagen deutscher Politiker deuten aber nicht auf eine rasche Lockerung der Reisebeschränkungen hin. Derzeit sind keine Reisen innerhalb Deutschlands möglich – auf Tagesausflüge soll verzichtet werden, Hotels sind geschlossen. Erst am 30. April wird über eine Lockerung entschieden.

Kein Stichtag für Entscheidung

Einen Termin für die Entscheidung über die Grenzöffnung wollte Köstinger nicht nennen. "Es gibt keinen Stichtag, es könnte ja zu weiteren Wellen der Infektion kommen. Und dann ist nicht auszuschließen, dass wieder weitreichende Maßnahmen getroffen werden müssen. Bis es Medikamente und einen Impfstoff gibt, werden wir uns auf massive Veränderungen einstellen müssen."

Einen Plan für das stufenweise Hochfahren von Gastronomie und Tourismus solle es bis Ende April geben, so Köstinger. Dabei werde es "natürlich Auflagen geben", etwa Abstands- und Hygieneregeln. (red, APA, 19.4.2020)