Helmut Marko bleibt im Gespräch.

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Graz – Red Bulls Motorsport-Berater Helmut Marko sieht sehr gute Chancen, dass der Saisonstart der Formel 1 am 5. Juli in Österreich über die Bühne geht. Möglich sei auf dem Red Bull Ring in Spielberg auch eine Doppelveranstaltung mit einem weiteren Rennen wenige Tage nach dem ursprünglich geplanten Termin, bestätigte Marko am Sonntagvormittag in einem Interview mit ORF-Radio Steiermark.

Die Streckenbetreiber hätten sich zuletzt an die Bundesregierung gewandt. "Dort wird jetzt einmal ein Maßnahmenkatalog ausgearbeitet, unter welchen Voraussetzungen ein Grand Prix – ein Grand Prix ohne Publikum wohlgemerkt, ein sogenanntes Geisterrennen – stattfinden könnte", erklärte Marko. "Wir alle hoffen. Die Vorzeichen deuten darauf hin, dass die Chancen sehr hoch sind."

Signale

Sportminister Werner Kogler hatte Mitte der Woche bereits signalisiert, dem Vorhaben unter Einhaltung der zahlreichen Auflagen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie "nicht im Wege stehen" zu wollen. Zeitdruck bei der Umsetzung habe man laut Marko nicht. "Weil der Zeitfaktor, sofern es keinen Rückschlag gibt, eigentlich für diese Veranstaltung spricht."

Laut Angaben des Red-Bull-Konsulenten arbeite die Formel-1-Organisation derzeit an einem Konzept, wie man etwa die Anzahl der Personen vor Ort einschränken könne, sodass nicht der komplette Tross von mehreren tausend Personen anreisen müsse. Zudem könnten Charterflieger aus England, wo die meisten Teams ihre Werke haben, direkt auf dem benachbarten Flughafen Zeltweg landen.

Entscheidend scheinen die Einreisebestimmungen. "Das Wahrscheinlichste ist, dass jeder, der zu diesem Event kommt, einen entsprechenden Test absolvieren muss", sagte Marko. Könne dies nicht der Fall sein, müssten die Personen mit entsprechender Vorlaufzeit in Österreich in Quarantäne. Auch das sei bei entsprechender Planung möglich.

Fokus

Ob Journalisten bei der Veranstaltung zugelassen wären, sei laut Marko offen. "Der Fokus ist auf das Digitale, auf die Fernsehübertragung", erklärte der 76-jährige Steirer. "Es wäre das erste internationale Großereignis, das stattfinden würde." Die Leute würden in ihrer Isoliertheit nach einem solchen lechzen – insofern wäre die Resonanz laut Marko groß. Bilder aus der Steiermark würden um die Welt gehen und dort auch wieder Zuversicht bringen.

"Es wäre ein unbezahlbarer Werbeeffekt und zum anderen auch ein Zeichen, wie effizient unsere Regierung arbeitet", meinte Marko. Diese habe auf die Ausbreitung des Coronavirus schnell mit Maßnahmen reagiert – und könnte diese nun auch wieder früher als andere für internationale Veranstaltungen lockern. Die zehn ursprünglich vor Spielberg geplanten Formel-1-Saisonrennen sind wegen der Pandemie allesamt bereits abgesagt oder verschoben worden.

Um dennoch einen tauglichen WM-Kalender zu schaffen, steht auch ein zweites Spielberg-Rennen zur Diskussion. Laut Marko könnte dem normalen Grand-Prix-Wochenende ein Zwei-Tages-Event folgen. Bei diesem könnte am Dienstag das Qualifying und am Mittwochabend – zu einer für viele Zeitzonen guten Sendezeit – ein Rennen folgen. "Das ist momentan das Wahrscheinlichste", sagte Marko. Der folgende Grand Prix ist erst für 19. Juli in Silverstone geplant. (APA, 19.4.2020)