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In einem Who's who der saudischen Royals, die derzeit die Gefängnisse des Königreichs bevölkern, hätte Basmah bint Saud gar keinen prominenten Platz eingenommen. Das hat sich geändert, seit sich die 56-jährige Prinzessin vergangene Woche per – inzwischen gelöschten – Twitter-Nachrichten aus dem Gefängnis al-Hair meldete. Darin appellierte sie an ihren "lieben Onkel", König Salman, und an ihren Cousin, den Kronprinzen, sie zu entlassen, "denn ich habe kein Unrecht getan".

Die jüngste Tochter von König Saud bin Abdulaziz und Enkelin von Staatsgründer Abdulaziz Al Saud wurde bereits im März 2019 verhaftet, als sie sich anschickte, ihren Wohnort Jeddah Richtung Schweiz zu verlassen. Begleitet wurde sie von ihrer jüngsten Tochter Suhud (27), auch sie ist seither verschwunden. Basma bin Saud leidet offenbar an Herzproblemen, ihr gesundheitlicher Zustand ist laut ihren Tweets mittlerweile kritisch.

Repression gegen Kritiker wächst

Wie bei den seither prominentesten Verhafteten – dem letzten vollen Bruder des Königs, Ahmed bin Abdulaziz, und dem Kronprinzen bis 2017, Mohammed bin Nayef – sind die Gründe unklar. Basmah machte jahrelang aus ihren Reformideen fürs wahhabitische Königreich kein Hehl, vor allem kritisierte sie die Unmündigkeit der Frauen. Für die ist zwar einiges geschehen, seitdem Königssohn und Kronprinz Mohammed bin Salman (MbS) das Sagen hat. Gleichzeitig jedoch wuchs die Repression gegen Kritiker, was Basmah 2018 einmal zart öffentlich andeutete. Aber sie war ganz gewiss keine politische Figur oder eine Gefahr für das System.

Geboren wurde Basmah als jüngste Tochter König Sauds in dessen letzten Regierungsmonaten. 1964 wurde Saud von der Familie mit dem Segen des Klerus zugunsten seines Bruders Faisal abgesetzt: Sein extravaganter, unislamischer Lebensstil – Stichwort Alkohol! –, der die saudischen Staatskassen leerte, passte nicht zur salafistischen Monarchie.

Ihren Vater sah Basmah nur zweimal: Sie war ja nur eines seiner etwa 100 Kinder. Basmahs Mutter war Syrerin, mit ihr lebte sie im Libanon, in Syrien und in Großbritannien, wo sie zuletzt den Hauptwohnsitz hatte. Von ihrem 1988 geehelichten Mann, mit dem sie drei Töchter und zwei Söhne hat, ist sie seit 2007 geschieden. Einmal wurde sie erpresst: mit einem Video, das sie rauchend, ohne Kopftuch und einen Kuss in eine Kamera hauchend zeigte. Basmah ließ die Schurken abblitzen und machte die Sache öffentlich. (Gudrun Harrer, 19.4.2020)