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Der Strand von Son Matias vor und nach dem Ausbruch der Corona-Krise: Auf Mallorca hofft man, dass es im Sommer wieder losgeht. Nur, wie? Darüber wird gerade nachgedacht.

Foto: REUTERS/Enrique Calvo

Palma de Mallorca – Die Straßen und Plätze der Altstadt von Palma sind ausgestorben. Die letzten Touristen, die bei der Ausrufung des Notstands hier ihre Ferien verbrachten, sind längst abgereist. Wie lange es dauert, bis die ersten wieder zurückkehren, das ist dieser Tage die große Frage.

"Ein Großteil unserer Wirtschaft hängt direkt oder indirekt vom Tourismus ab – das macht die Balearen zu einer der Regionen Spaniens, die am schwersten von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise betroffen sind", erklärt Antoni Riera. Der Wirtschaftswissenschafter hat ausgerechnet, wie hoch die Verluste sein werden, die durch die staatlich angeordnete Schließung aller Hotels auf den vier Inseln entstehen. Der Totalausfall entspricht demnach 1,4 Milliarden Euro, die nun in den Taschen von Hoteliers, Transportfirmen und Restaurantbesitzern fehlen.

Fehlende Nachfrage

"Anders als in industriellen Wirtschaftsräumen wird es hier deutlich länger dauern, bis die Wirtschaft wieder in Gang kommt: Es muss ja zuerst wieder Nachfrage herrschen", erklärt Riera. Und gerade diese Nachfrage sieht er nicht so schnell wiederkommen. Er befürchtet eine langanhaltende Angst der Urlauber vor Reisen mit dem Flugzeug, außerdem prophezeit er eine größere Sparsamkeit der Konsumenten, die sich vor allem auf das Reisebudget auswirken werde.

Von diesem Reisebudget hängt das täglich Brot vieler Mallorquiner ab. Den Schätzungen der Landesregierung zufolge sind 200.000 Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen, die Gewerkschaft UGT schätzt gar, dass 400.000 Menschen, also 80 Prozent aller Arbeitnehmer der Balearen, auf staatliche Hilfe angewiesen sein werden.

Schneller unter Kontrolle

Geöffnet ist neben sechs Unterkünften für Einsatzkräfte vom Festland derzeit nur noch ein Hotel in Palma. Das Palma Bay am Kongresszentrum wurde von den Gesundheitsbehörden zu einem Ausweichkrankenhaus umgerüstet. Sollten die Kapazitäten in den Krankenhäusern Mallorcas nicht ausreichen, könnten bis zu 250 leicht erkrankte Patienten nun dort behandelt werden. Derzeit sieht es nicht so aus, als würde dieser Ernstfall eintreten: Im spanienweiten Vergleich liegen die Balearen sowohl bei der Zahl der Infizierten als auch jener der Todesfälle am unteren Ende des Skala.

Die Insellage könnte helfen, das Virus schneller unter Kontrolle zu bekommen als andernorts. Fähr- und Flugverbindungen sind auf ein absolutes Minimum gekürzt. An Palmas Flughafen, wo in der Hauptsaison die Maschinen im Minutentakt landen, gibt es derzeit noch knapp ein Dutzend Verbindungen zum Festland und nach Resteuropa.

Zaghafter Ausblick

Es gibt auch Stimmen, die Mut machen. Die Sorgen von Ökonom Riera über eine drohende Reiseunlust teilt Andreu Serra, Dezernatsleiter für Tourismus, nicht: "Wir haben die Krise nach dem 11. September 2001 überstanden, wir werden auch diese Krise überstehen." Stück für Stück werde auch nach Corona die Reiselust zurückkehren. Zur Pflege des Fernwehs hat der Inselrat gerade eine Onlinekampagne gestartet. Das Motto: "Mallorca wartet auf dich, sobald das alles wieder vorbei ist."

Zu Ostern wagte Spanien einen Ausblick über die Rückkehr des Tourismus und stellte verschiedene Maßnahmen vor, wie Touristen künftig geschützt werden können. In einem Interview in der Zeitung "El País" gab Tourismusministerin María Reyes Maroto verschiedene Szenarien bekannt, wie der Tourismus zurückkehren könnte. Es wird damit gerechnet, dass zuerst der Inlandstourismus wieder Fahrt aufnimmt. Deshalb wird das Ministerium eine Kampagne lancieren, um die Spanier zum Ferienmachen im eigenen Land zu animieren, während sich die internationalen Märkte erholen. Im vergangenen Jahr hat Spanien 84 Millionen ausländische Touristen empfangen – das wird 2020 nicht möglich sein. Wie viele Reisende tatsächlich das Land besuchen können, hängt von der Entwicklung der Pandemie ab und davon, wann die Grenzen wieder geöffnet werden können.

Sicherheitsabstand am Strand

Bis dahin will sich Spanien international vor allem als sicheres Reiseziel in Bezug auf die Gesundheit positionieren und vermarkten. Gleichzeitig will es sicherstellen, dass ankommende Gäste kein erhöhtes Infektionsrisiko darstellen. Um die Hürden zu meistern, zieht Reyes Maroto deshalb in Erwägung, Sicherheitsabstände an den Stränden einzuführen. Menschenmengen müssten bis zur Einführung eines Impfstoffs vermieden werden. Bis dahin sei nichts mehr wie vorher, gibt sie zu bedenken.

Im Zug dessen wagte auch der balearische Tourismusminister Iago Negueruela in einer Pressekonferenz eine vage Prognose, wie die "Mallorca-Zeitung" berichtete. "Wir werden wohl eine behutsame Rückkehr des Tourismus ab August erleben", sagte Negueruela. In den Monaten danach sei mit einem weiteren Anstieg der Reisenden zu rechnen, bevor sie im Winter wieder sinken. Jedoch dürfe man die Zahlen keinesfalls mit jenen aus den Vorjahren vergleichen. (APA, dpa, max, 20.4.2020)