Der Meteorstrom der Lyriden erreicht am Mittwoch sein Maximum. In den Nächten rund um den 22. April kann man sich daher über verstärkte Sternschnuppen-Aktivität freuen. Begünstigt wird die Beobachtung durch einen dunklen Himmel, denn am 23. April ist Neumond.

Die Lyriden wurden nach dem Sternbild der Leier (lateinisch Lyra) benannt, aus dem sie zu kommen scheinen. Das ist allerdings nur ein perspektivischer Effekt, ähnlich wie bei einer Autofahrt durch Schneegestöber. Auf ihrer Reise um die Sonne kreuzt die Erde jeden Frühling die Überreste des im Jahr 1861 entdeckten Kometen C/1861 G1 (Thatcher). Die kleinen Teilchen auf der Kometenbahn kollidieren dann mit rund 50 Kilometern pro Sekunde mit der Erdatmosphäre und verglühen.

18 Sternschnuppen pro Stunde

Die Leier ist zwar nur ein kleines Sternbild, aber ihr auffälliger Hauptstern Wega ist der hellste Stern am nördlichen Himmel. Vier lichtschwächere Sterne bilden ein Parallelogramm, dazu kommt rechts oben die strahlende Wega. Im Jahreslauf gilt die Leier den Astronomen zufolge als Sommersternbild, daher kann man sie im April erst in den späten Abendstunden und dann bis zum Morgen sehen. Beobachter sollten daher erst spät am Abend oder nach Mitternacht ihren Blick nach Osten richten.

Die maximale "stündliche Zenitalrate" (ZHR) für die Lyriden beträgt 18 – das bedeutet, dass theoretisch rund 18 Sternschnuppen pro Stunde zu sehen wären. Dazu müsste aber der Punkt am Nachthimmel, von dem aus der Meteorschauer seinen Anfang zu nehmen scheint (der sogenannte Radiant), genau im Zenit stehen. Das ist allerdings so gut wie nie der Fall und beeinflusst die Beobachtung, wie die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) mitteilt. Je näher der Radiant dem Horizont kommt, desto weniger Sternschnuppen sind zu sehen. Zudem gibt es weitere Faktoren wie Streulicht, die die Sichtbarkeit beeinflussen.

Die erste Beobachtung der Lyriden wurde übrigens 687 vor unserer Zeitrechnung in China dokumentiert: In einem Chunqiu Zuozhuan genannten Werk wird berichtet, dass "Sterne wie Regen vom Himmel" gefallen seien. (red, APA, 20.4.2020)