Im Tierreich verwenden die Männchen vieler Arten Balzrufe, um Weibchen anzulocken. Auch Mäuse tun das – wir hören es nur nicht. Wissenschafter der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben nun herausgefunden, dass die Balzrufe von der genetischen Verwandtschaft abhängig sind und den Fortpflanzungserfolg vorhersagen können. Die Studie ist im Fachblatt "Frontiers in Zoology" erschienen.

In ihren Experimenten stellten die Verhaltensforscher männlichen Vertretern wilder Hausmäuse (Mus musculus musculus) Weibchen gegenüber, die mit ihnen entweder genetisch verwandt waren oder nicht. Das Paar wurde zunächst durch eine perforierte Wand getrennt, die anschließend entfernt wurde. Währenddessen wurden die Balztöne aufgezeichnet. Diese liegen im Ultraschallbereich und sind für das menschliche Gehör nicht wahrnehmbar.

Komplexe Laute

Die Stimmleistung und das Stimmrepertoire der Tiere (wie viele Silbentypen sie verwendeten), stiegen nach Angaben der Forscher signifikant, nachdem die Trennwand entfernt und eine direkte Interaktion der beiden Tiere miteinander möglich wurde. Außerdem waren die Laute, die von Paaren ausgestoßen wurden, die nicht miteinander verwandt waren, deutlich komplexer als jene miteinander verwandter Paare. "Nicht verwandte Paare hatten auch einen größeren Fortpflanzungserfolg im Vergleich zu verwandten Paaren", sagte Studienleiter Dustin J. Penn. Hausmäuse passen also ihre Balzrufe dem Verwandtschaftsgrad an, was wiederum mit dem Fortpflanzungserfolg zusammenhängt.

Die Ergebnisse seien für die Zucht von Nutzen, schreiben die Forscher. Die ausgestoßenen Vokalisationen ließen sich dazu verwenden, "um Zuchtpaare während ihres ersten Kontakts zu screenen und so ihre spätere Latenz für die Fortpflanzung und den Fortpflanzungserfolg zu antizipieren. Da Wildmäuse häufig eine lange Latenzzeit für die Verpaarung und erfolgreiche Reproduktion haben oder sich überhaupt nicht fortpflanzen, kann dies Zeit und Ressourcen sparen", erklärte Erstautorin Doris Nicolakis. (red, APA, 27.4.2020)