Angela Merkel ist offenbar die Hutschnur geplatzt, weil in Deutschland vielen Politikern die Lockerungen in der Corona-Krise gar nicht hurtig genug gehen können. Sie befürchtet, dass die Zahl der Ansteckungen wieder ansteigen könnte, was bei ihren persönlichen Umfragewerten sicherlich einen gegenteiligen Effekt zur Folge hätte.

Eigentlich hatten die Deutschen ja schon genug von ihr. Nach Merkels Rückzug vom CDU-Vorsitz im Dezember 2018 und der darauffolgenden Phase der minimalen Präsenz als Kanzlerin galt sie vielen als "Lame Duck".

Bild nicht mehr verfügbar.

Angela Merkel agiert ruhig und besonnen.
Foto: REUTERS/Markus Schreiber

Doch die Corona-Krise hat auch hier die Verhältnisse auf den Kopf gestellt, Merkel und die Union dürfen sich über glänzende Umfrageergebnisse freuen. Einmal mehr sind die Deutschen wohl sehr froh, nicht von einem wie Donald Trump regiert zu werden.

Was ihr früher so mancher vorwarf, nämlich zu ruhig und zu besonnen zu agieren, wird nun als Bonus betrachtet. Merkel schafft derzeit eine gute Mischung aus Entschlossenheit und Panikvermeidung. Sie ist wieder Kümmerin oder auch Mutti – das hat ihr schon vor einigen Jahren viele Pluspunkte gebracht.

Jetzt hat natürlich die Bekämpfung der Pandemie Vorrang, und dies bindet alle Kräfte. Und dennoch kann Merkel die Regelung ihrer Nachfolge nicht gänzlich aus den Augen verlieren. Irgendwann kehrt hoffentlich wieder Normalität ein, und dann wird klar: Sie kann nicht ewig regieren. (Birgit Baumann, 20.4.2020)