Hatten wir schon immer alle ein Zuhause?

Dass wir Menschen überhaupt länger an einem Ort wohnen, war nicht immer so. Bis vor rund 10.000 Jahren sind die Leute dauernd herumgezogen, weil sie Essen und neue Schätze suchten. Dann haben sie angefangen, Gemüse auf dem Acker anzubauen und Tiere zum Essen aufzuziehen. So entstanden Dörfer und Städte. Durch Eisenbahnen oder Flugzeuge ist es seit vielen Jahren sogar noch leichter, mobil zu sein – so heißt das, wenn man viel unterwegs ist. Vielleicht hast du auch schon mal ein paar Tage in einem anderen Land gewohnt, im Urlaub zum Beispiel.

Wieso verlassen Menschen ihr Land?

Viele Menschen müssen weit länger als für einen Urlaub oder gar für immer von ihrem Zuhause weg. Das kann verschiedene Gründe haben: zum Beispiel wenn dort Krieg herrscht oder wenn wegen der Klimaerwärmung der Regen für die Äcker ausbleibt. Viele hauen auch ab, weil sie daheim nicht so frei leben können, wie das sein sollte.

Bild nicht mehr verfügbar.

Viele Flüchtlinge müssen in Zelten in überfüllten Camps schlafen.
Foto: REUTERS/Elias Marcou

Weil sie eine Frau sind und eine Frau heiraten wollen zum Beispiel. Das ist in vielen Ländern immer noch verboten. Oder weil sie Angst haben, von der Regierung für harmlose Sachen eingesperrt zu werden. Manche Menschen machen sich aber auch auf die Socken, weil es daheim nicht genügend gutbezahlte Jobs gibt oder weil sie einfach woanders leben wollen. Die heißen Migranten.

Und alle anderen, die nicht in ihrem Land leben, heißen Flüchtlinge?

Nein. Es kommt darauf an, warum jemand aus seinem Land weggegangen ist und ob das schon überprüft wurde. Schauen wir uns ein ausgedachtes Beispiel an: Sagen wir, dass in Wien auf der Straße über lange Zeit geschossen wird. Es wird gefährlich, in der Stadt zu sein. Wenn Bewohner deshalb ihre Sachen packen und nach Eisenstadt gehen, weil dort nicht geschossen wird, dann sind sie Binnenvertriebene – also Menschen, die im eigenen Land fliehen. Wenn die Wienerinnen und Wiener aber über die Grenze nach Bratislava fahren, damit sie in Sicherheit sind, dann sind sie wahrscheinlich Flüchtlinge. Wahrscheinlich deshalb, weil die Slowakei – also das Land, in dem Bratislava liegt – zuerst noch überprüfen muss, woher die Menschen wirklich kommen. Sie muss schauen, warum sie jetzt in dem neuen Land sind.

Im Fernseher heißen die aber anders?

Während die Geschichte der Geflüchteten überprüft wird, heißen sie Asylwerber. Asyl bedeutet, dass das neue Land die Geflüchteten beschützt. Meistens flüchten Menschen in ein Nachbarland. Manche gehen aber weiter, weil ihnen nicht geholfen wird und sie bestmöglichen Schutz und Unterstützung wollen. Alle Staaten müssen eigentlich Flüchtlingen helfen.

Und was ist da gerade in Griechenland los?

Dass so viele Menschen nach Griechenland fliehen, hat mit seiner Position auf der Weltkarte zu tun. Es ist ganz nah an der Türkei – und für viele oft die erste Station auf dem Weg nach Europa. Flüchtlinge leben dort auf Inseln in Camps. Dort ist aber nicht viel Platz, was auch wegen des Coronavirus gefährlich ist. Viele sagen deshalb, man solle die Camps schließen und die Menschen in ganz Europa aufteilen.Und warum helfen dann nicht alle genug?Große Organisationen wie das UNHCR versuchen ihr Bestes. Es vertritt die Flüchtlinge und sammelt Geld bei den Staaten, damit die Flüchtlinge etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf bekommen. Oft reicht es aber nur für ein Zelt und ein bisschen Reis – auch, weil viele Regierungen etwas geizig sind und ihr Geld nicht mit anderen teilen wollen.

Am Wochenende durften 47 Kinder aus dem Flüchtlingslager in Griechenland nach Deutschland reisen. Österreich will derzeit keine Kinder aufnehmen.
Foto: EPA/ORESTIS PANAGIOTOU

Deutschland spendete mit 390 Millionen Euro 100-mal mehr Geld als Österreich, obwohl dort nur zehnmal so viele Menschen leben wie in Österreich. Ein Ziel des UNHCR wäre es auch, Flüchtlinge fair auf verschiedene Länder aufzuteilen. Das ist aber sehr schwierig und sorgt immer wieder für Krach unter Politikern. Österreich zählt da aber eigentlich zu den fleißigsten Staaten weltweit. Besonders seit 2015 kamen viele Flüchtlinge zu uns wegen des Bürgerkriegs in Syrien. Am meisten geholfen hat da das arabische Land Libanon. (Bianca Blei, Fabian Sommavilla, 21.4.2020)