Jung, aber nicht der Jüngste: David Alaba.

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Ernst Walter Joachim war 1917 bei seinem Debüt für Österreich 16 Jahre und 305 Tage alt.

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Wien – "Verwirrung um Alaba-Rekord", schrieb die Zeitung "Bild" am Montag. "Alaba doch nicht jüngster Nationalspieler Österreichs", titelte das Fußballmagazin "Kicker". "Alaba verliert auf kuriose Art und Weise einen Rekord", berichtete das Internetportal "Sport 1".

Wer den STANDARD liest, wusste es bereits: Der 27-jährige Spieler des FC Bayern München ist nicht der jüngste Debütant im ÖFB-Team. Am 14. Oktober 2009 gab Alaba beim 1:3 in Paris gegen Frankreich seine Premiere für Österreich. Der Wiener war damals 17 Jahre und 112 Tage alt. Bisher galt er damit als jüngster Nationalspieler. Vor Alaba hatte Hans Buzek diesen inoffiziellen Titel 54 Jahre lang inne, ebenfalls zu Unrecht.

16 Jahre und 305 Tage alt

Denn wie DER STANDARD nachzeichnete, steht der Rekord dem 1976 verstorbenen Tormann Ernst Walter Joachim zu. Unter diesem Namen war der Torhüter der Amateure – der späteren Austria – nicht einmal Experten seiner Zeit bekannt. Zum einen ließ Joachim seinen ersten Vornamen zugunsten des zweiten weg, zum anderen hatten die Kollegen den Joachim in Jokl umbenannt. Als solcher stand er bald in den Aufstellungen der Tageszeitungen. Ebendieser Umstand sorgte bisher für eine ungenaue Geschichtsschreibung.

Walter Jokl stand am 4. November 1917 gegen Ungarn jedenfalls erstmals im Tor der Österreicher. Er ist damals 16 Jahre und 305 Tage alt gewesen. Das belegen Geburtsverzeichnisse der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Dort heißt es im Band von 1901 am 3. Jänner: Ernst Walter Joachim, ehelicher Sohn von Arthur und Jenny Joachim, wohnhaft in 1020 Wien, Förstergasse 7. Der Goalie lief insgesamt viermal für das ÖFB-Team auf, sein letzter Einsatz wird auf den 6. April 1919 datiert.

ÖFB will eigene Geschichte schärfen

Wie der österreichische Fußballbund dem STANDARD am Montag mitteilte, will man den neuen Erkenntnissen nachgehen. Es gebe zwar keine offizielle Statistik, dennoch sei man an einer Schärfung der eigenen Geschichte interessiert. "Die Sache ist spannend", hieß es seitens des ÖFB, "wir werden die Archive durchwühlen und alles genau ansehen. Jetzt ist eine gute Zeit, um solchen Dingen nachzugehen." (phb, 20.4.2020)