Am 26. Mai starten Maturaklassen in Österreich mit der Deutsch-Matura. Jüngere Schülerinnen und Schüler am Übertritt zu weiterführenden Schulen sollen folgen.

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Das Fragenstakkato wird jeden Tag lauter. Wann findet wieder Unterricht in den Schulen statt? Wer darf wieder in die Klassen zurück, und wie sehen die hygienischen Vorschriften dafür aus? Um es abzukürzen: Es gibt noch keine eindeutigen Antworten, zumindest auf die meisten dieser Fragen. Und auch nicht auf die 50 anderen, die sich Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte und alle, die einmal in der Schule gewesen sind, stellen. Aber es kommt Licht ins Dunkel.

Privatmatura

Was bisher bekannt ist: Die Matura findet statt – nämlich eine Woche nach dem ursprünglich geplanten Termin und nur schriftlich, außer es will jemand freiwillig auch mündlich antreten. Weil sich die Anfragen von Maturantinnen und Maturanten mehren, heißt es im Bildungsministerium zudem: Wer aus persönlicher Betroffenheit oder wegen Vorerkrankungen im Familienkreis erhöhte Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus habe, der könne die Maturaprüfung auch in einem separaten Klassenzimmer ablegen – natürlich unter Aufsicht. Ein Hygienehandbuch für die Maturaklassen soll in Kürze vorliegen. Bei der AHS-Lehrergewerkschaft wünscht man sich auch dringend legistische Klarheit. Deren Vorsitzender Herbert Weiß (FCG) rechnet im Gespräch mit dem STANDARD jeden Augenblick mit einem klärenden Erlass. Schließlich seien für diese Woche die Beurteilungskonferenzen für die Abschlussklassen angesetzt, diese seien aber nicht sinnvoll, "wenn wir keine Informationen haben, außer die aus den Pressekonferenzen des Ministers".

Genau das könnte knapp bevorstehen – zuletzt hatte Heinz Faßmann (ÖVP), Chef im Bildungsressort, immer wieder von "Ende April" gesprochen, wenn es um den weiteren Fahrplan für die Schulen ging. Das Argument: Erst auf Basis der neuen Infektionszahlen seien die nächsten Schritte im Schulbereich möglich. Am Dienstag will die Regierungsspitze die neuesten Zahlen präsentieren.

Zuletzt hatte sich Folgendes abgezeichnet: "Schnittstellenklassen" zuerst, lautet das Motto. So sollen etwa Volksschulkinder auf dem Sprung in weiterführende Schulen unter den Ersten sein, die vom Distance Learning an die Schulstandorte wechseln. Dass die Vormittage dann durchwegs hinter einer Gesichtsmaske verbracht werden müssen, gilt als unwahrscheinlich. Diese scheinen nur für den Weg zum Sitzplatz angedacht.

"Kein Kind zurückweisen"

Noch ist es nicht so weit. Erst am Montag klagte Arbeiterkammerchefin Renate Anderl wieder über Schulen, an denen Eltern mit der Begründung abgewiesen würden, man habe nur für Familien bestimmter Berufsgruppen geöffnet. Auch im Ministerium häufen sich diesbezügliche Beschwerden. Ressortchef Faßmann hält auf Nachfrage fest: "Kein Kind darf zurückgewiesen werden." Niemand brauche dafür eine Extrabescheinigung. Am Wiener Minoritenplatz wundert man sich, dass diese Information an die Bildungsdirektionen immer noch nicht überall angekommen ist. Darin heißt es, dass die Betreuung "unabhängig vom beruflichen Hintergrund der Eltern" in Anspruch genommen werden kann.

Die Arbeiterkammer Wien hat noch ein weiteres Anliegen: Gemeinsam mit der Initiative Bildung grenzenlos fordert man, dass jene Kinder, die vor dem Shutdown eine Deutschförderklasse besucht haben, automatisch aufsteigen und in die Regelklasse übernommen werden sollten. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid wünscht sich überhaupt eine öffentliche Diskussion unter Einbindung von Expertinnen und Experten diverser Disziplinen, um festzulegen, wie es im Bildungsbereich weitergehen soll – "schleunigst". Immerhin eine hier alle ein Ziel, nämlich die Fallzahlen niedrig zu halten, aber das schulische Leben wieder herzustellen. (Karin Riss, 20.4.2020)