Kamenická 10, ein 10-grädiges Lagerbier aus Tschechien.

Foto: Conrad Seidl

Vom tschechischen Bier kennt man hierzulande das Budweiser und das Pilsner Urquell, vielleicht auch noch Starobrno und das Kozel aus Großpopowitz. Aber ein Kamenická? Kennt man nicht, die Brauerei aus dem 3700-Einwohner-Städtchen, dessen sympathischer deutscher Name "Kamnitz an der Linde" tatsächlich von einer jahrhundertealten Linde im Schlosspark stammt, ist ja rund 70 Jahre stillgestanden.

2017 wurde in den alten Mauern ein neues Sudwerk installiert – und seither gibt es ganz anständige Craftbiere vom Pale Ale über das IPA bis zu einem Imperial Stout aus der Pivovar Kamenice. Beweisen muss man sich als Craftbier-Brauer in Tschechien aber mit klassischen Bierstilen – und klassisch ist in Tschechien das 10-grädige Lagerbier.

Dieser Stil hat weniger Stammwürze als die typischen österreichischen Biere, es wird also weniger Malz verwendet. Dafür kommt der Hopfen (die tschechischen Sorten Premiant und Sladek) zum Zug: Schon im Antrunk zeigt sich eine prononcierte, aber nicht unelegante Bittere, diese trägt gemeinsam mit den Schwebstoffen zur Vollmundigkeit bei. Zu beziehen ist dieses unfiltrierte Lager derzeit nur online bei der Abothek. (Conrad Seidl, RONDO, 15.5.2020)