Foto: Getty Images/iStockphoto/bluecinema

Pro
von Regina Bruckner

Es ist zum Haareraufen. Von Frisur kann ja schon lange keine Rede mehr sein. Fransen ohne Pep und Kontur machen aus mir eine traurige Gestalt. Alles steht still, nur das Haupthaar sprießt.

Ohne Rücksicht auf das ästhetische Empfinden seiner diesbezüglich hochsensiblen Trägerin schieben sich die frechen grauen Haare in den Vordergrund.

Wie bitte soll man da bloß hoch erhobenen Hauptes die Herausforderungen des Alltags meistern?

Wenn die Zotteln denn wenigstens im Gleichklang mit der restlichen Welt ihr Wachstum vorübergehend einstellen könnten. Aber die Natur schert sich einen Dreck um meine Bemühungen, auch im Homeoffice eine gewisse Contenance an den Tag zu legen.

Da hilft nun wirklich nur noch eines: rein in die Arbeitskluft, Badezimmer mit Plastik tapezieren und beherzt loslegen. Pantschen, pinseln und so ein bisschen Farbe aufs Haupt zu klatschen kann doch echt nicht so schwierig sein.

Kontra
von Petra Stuiber

Ich kann es nicht. Als ich in den frühen 1990er-Jahren meine blonde Phase hatte und beim Färben nur erratisch ein paar Strähnen erwischte, redete ich mir noch ein: Übung macht die Meisterin, beim nächsten Mal geht’s sicher besser. Dann kam die rote Phase, wieder die Strähnchen-Nummer.

Die waren, nach viel verschwendeter Alufolie und hässlichen Flecken auf weißen Bad-Fliesenfugen, auf meinem Haar so regelmäßig verteilt wie die weißen Flecken auf der lila Kuh. Dann die kupferrote Episode, geplant für das Gesamthaar. Ergebnis: wieder geschlampt, auf dem Hinterkopf was ausgelassen.

Irgendwann setzte sich die Erkenntnis durch, dass das unverschämte Grau, das sich zielstrebig seinen Weg von der Haarwurzel bis zur Spitze bahnt, professionelle Bekämpfung braucht. Endlich erzielte ich ebenmäßige Farbergebnisse. Jetzt Lockdown. Ich vermisse meinen Friseur fast so sehr wie die Oma. Färbetechnisch bin ich wieder in den frühen 1990ern angelangt. Fragen Sie nicht ... (RONDO, 27.4.2020)