Ex-Dschungelcamperin Elena Miras in "Prominent und obdachlos" auf RTL 2.

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Am Ende von "Prominent und obdachlos – Gosse statt Glamour" hat man allen Grund, sich selbst zu hassen. Dafür, dass man doch tatsächlich geglaubt hatte, RTL 2 würde guten Willen zeigen und aus einer "Ich gehe dorthin, wo es wehtut"-Doku mehr machen als scheinheiligen Voyeurismus (als hätten wir noch nie RTL 2 geschaut, Herrgott noch mal!).

72 Stunden lang müssen die Reality-Veteranin Elena Miras ("Dschungelcamp"), der Enthaarungsstudio-Tycoon Jens Hilbert und der Sternekoch Christian Lohse auf der Straße leben, ohne Geld, ohne Handy, ausgestattet nur mit Iso-Matte und Schlafsack. So sollen sich die luxusverwöhnten Promis in das Schicksal der rund 48.000 Obdachlosen in Deutschland einfühlen, salbadert der Off-Kommentar. Um die geht es in der Sendung aber nicht.

Stattdessen folgt das TV-Team der dauernörgelnden Influencerin Elena mit ihrem Moncler-Häubchen, der bereits nach zwei Stunden ohne Navi auf der Suche nach einer Notunterkunft die Sicherungen durchbrennen: "Wollt ihr, dass ich hier draußen sterbe?!" Nach einer in einem Geschäftseingang verbrachten Nacht und einem abgenibbelten Acryl-Fingernagel wirft sie das Handtuch, zu anstrengend sei das Obdachlosendasein. TV-Koch Lohse bricht das hochtrabend als "Sozialexperiment" kategorisierte Format sogar schon nach nur drei Stunden ab: "Ich bin nicht der Typ zum Betteln, das ist nicht meine Welt."

Einzig Unternehmer Hilbert zeigt so was wie echte Anteilnahme und Interesse, lässt sich von einem Obdachlosen zur karitativen Essensausgabe mitnehmen und von dessen Schicksal erzählen. Mehr von solchen Momenten hätten beim Zuschauer womöglich mehr bewirkt als die Kamerazooms auf die genervten Gesichter der anderen beiden Promis, die sich in erster Linie selbst für ihre Dummheit bemitleiden, an dem TV-Format mitzuwirken. Und wir? Siehe oben. (Nana Siebert, 21.4.2020)