Die EU hat in China keine Prüfanstalt für die Zertifizierung von Schutzmasken zugelassen, erklärt Werner Jaschinsky. Ein Spießrutenlauf beim Importieren sei die Folge.

Foto: Jaschinsky

"Wir sind seit 15 Jahren im globalen Rohstoffhandel tätig, importieren Leichtmetalle, besonders Magnesium. Wir haben guten Zugang zum chinesischen Markt, weil China etwa bei Magnesium über 80 Prozent Weltmarktanteil verfügt, ebenso bei Schutzausrüstung. Unsere fünf Leute, die sich in China um Beschaffung und Qualitätsmanagement kümmern, waren seit Ende Februar dort unterwegs, um Quellen für Schutzmasken zu analysieren und vorab auszuwählen und so fanden wir drei bis vier Werke, die für die Belieferung nach Europa in Frage kommen.

Allerdings hat China den Export medizinischer Produkte verboten, Schutzmasken muss man daher als industrielle Masken ausführen, obwohl sie vom technischen Standard her für den medizinischen Bereich taugen. Das steht im Widerspruch zum Bedarf der Welt. Unsere Mitarbeiter in China haben sich die Werke angeschaut, uns Rückmeldung zu Qualitätsmanagement und Zertifizierung gegeben und Videos geschickt und anhand dessen haben wir dann die Lieferanten ausgesucht. Wir müssen aber mindestens 60 Prozent bis 70 Prozent Anzahlung auf den Tisch legen, sonst wird die Ware sofort von jemand anderem weggekauft. Ganz sicher ist die Lieferung nie, selbst bei 100-Prozent-Zahlung gilt in China eine Marktpreiserhöhung von zehn Prozent als höhere Gewalt und wir müssen daher mehr zahlen. Bei Übergabe muss die Ware regelrecht bewacht werden.

Transportprobleme

Ein Problem ist der Transport: Normalerweise ist Luftfracht in drei bis fünf Tagen in Österreich, jetzt dauert es zehn bis 15 Tage. Ein weiteres Problem ist die Zertifizierung. In China wurde keine einzige Prüfanstalt von der EU für die Prüfung freigegeben. Daher können nach europäischem Standard hergestellte und geprüfte FFP2/KN95 Schutzmasken, wie sie für den medizinischen Bereich vorgeschrieben sind, nicht ohne Kundenhinweis angeboten werden. Deswegen lagen die ersten von uns importierten 2000 Masken eine Woche lang beim Zoll, dann habe ich sie rausbekommen unter der Bedingung, dass ich die Kunden darauf hinweise, dass die Masken nicht national geprüft wurden. Wir haben das unseren Kunden, zu denen Apotheken, Altersheime und Sozialhilfeorganisationen gehören, mitgeteilt, fast alle haben die Masken trotzdem gekauft.

Diese Woche bekomme ich weitere 14.000 Masken aus dem Zoll, von denen schicke ich 50 Stück in eine Prüfanstalt zur Schnellfreigabe, sodass dass wir die Masken als FFP2 vertreiben dürfen. Die Preise in China steigen unterdessen täglich, es herrscht regelrecht Krieg um die Masken: Vor den Werken stehen die Käufer mit Geldkoffern Schlange." (gra, 21.4.2020)