Filme wie "Dumbo" enthalten teils rassistische Darstellungen.

Foto: disney

Kaum ein Medienimperium bietet so viele Inhalte, die über einen so langen Zeitraum geschaffen wurden, wie Disney. Seit Jahrzehnten liefert der Konzern regelmäßig Unterhaltung für Familien, die zum Teil Kultstatus erreicht hat. Doch das bedeutet auch, dass viele dieser Produktionen veraltete Darstellungen beinhalten, die aus heutiger Sicht fragwürdig bis hin zu eindeutig sexistisch oder rassistisch sind.

Ein besonders eklatantes Beispiel für Rassismus liefert etwa der Klassiker "Dumbo" aus dem Jahr 1941. Darin trifft der Protagonist und Filmtitelträger Dumbo auf mehrere Krähen, die im englischsprachigen Original im afroamerikanischen Slang sprechen. Ihr Anführer trägt den Namen Jim Crow – ein rassistisches Stereotyp aus dem 19. Jahrhundert. Allerdings werden die Raben in einem positiven Kontext dargestellt.

Szene aus "Dumbo".
Dumbo Lover

Bei Jim Crow handelt es sich um das Bild eines singenden, tanzenden, aber auch faulen Schwarzen, der von weißen US-Komikern in Blackface abgebildet wurde. Im Wesentlichen wurden dabei schwarze Menschen als Clowns dargestellt und lächerlich gemacht. Die US-Rassengesetze, die übrigens erst 1964 abgeschafft und somit zum Veröffentlichungszeitpunkt von "Dumbo" aufrecht waren, wurden von Kritikern als "Jim Crow Laws" bezeichnet. Heute wird der Name als Sinnbild für systematischen Rassismus gegen Afroamerikaner genutzt.

Auch andere Filme zeigen teils rassistische Inhalte – beispielsweise der 1970-Film "Aristocats", bei dem eine siamesische Katze mit Essstäbchen Instrumente spielt und in der englischsprachigen Originalfassung in einem betont asiatischen Akzent spricht, obwohl sie von einer weißen Person synchronisiert wurde. Und "Aladdin" spielt mit Stereotypen von Menschen aus dem arabischen Raum.

Warnhinweis

Disney hat bereits auf solche Kritik reagiert. Anstatt derartige Szenen zu zensieren, wie es beispielsweise bei der Darstellung eines Hinterns im 36 Jahre alten "Splash" geschehen ist, setzt man auf Information. Eine Ausnahme liefert der Disney-Film "Song of the South", zu Deutsch "Onkel Remus' Wunderland", aus dem Jahr 1946, da er Sklaverei glorifiziert.

Vor Filmen wie "Dumbo", "Aristocats", aber auch beispielsweise "Robin Hood" wird hingegen der Warnhinweis "Diese Sendung wird in ihrer ursprünglichen Form gezeigt und könnte überholte kulturelle Darstellungen enthalten" eingespielt.

Kritik

Dafür hat es in den USA auch schon Kritik gegeben – denn im Vergleich dazu ist etwa der Konkurrent Warner Bros viel eindeutiger in seiner Kommunikation. Das Unternehmen schreibt bei seiner 1940er-Serie "Tom and Jerry" explizit dazu, dass sie "möglicherweise ethnische und rassistische Vorurteile, die in der amerikanischen Gesellschaft alltäglich waren", darstelle – und dass sie "falsch waren und heute falsch sind".

In der DVD-Ausgabe wird sogar in einem Video besprochen, warum die Szenen nicht entfernt wurden. Im Vergleich dazu hält sich Disney eher zurück. Dennoch sei es zu begrüßen, dass die Filme nicht zensiert oder entfernt wurden, finden Experten wie beispielsweise der Medienwissenschafter Shilpa Davé gegenüber der "Washington Post". Für Eltern bedeuten solche Szenen die Möglichkeit einer spontanen Geschichtsstunde.

Sexismus

Gänzlich ohne Aufarbeitung bleiben hingegen sexistische Darstellungen in Disney-Filmen. Vor allem ältere Prinzessinnen sind kaum vergleichbar mit den heutigen Heldinnen. Man denke an die Figur Aschenputtel in "Cinderella" (1950), deren einzige Beschäftigung sich darum dreht, einen Prinzen zu finden und zu heiraten. Nicht viel progressiver – was auch bei dem Zeitpunkt der Veröffentlichung Sinn macht – sind Produktionen wie "Schneewittchen" oder "Die Schöne und das Biest".

So kam eine Studie der Brigham Young University 2016 zu dem Ergebnis, dass junge Mädchen sich viel eher nach Geschlechterstereotypen verhalten, wenn sie sich mit Disney-Prinzessinnen befassen – und auch, dass sie später ein negativeres Selbstbild von ihrem eigenen Körper entwickeln. (Muzayen Al-Youssef, 26.4.2020)