Seit März baut die wieninvest Group in der Weilandgasse 5 in Wien-Floridsdorf an 25 Eigentumswohnungen und sechs Reihenhäusern. Das Projekt wird gemeinsam mit der GP Engineering GmbH realisiert und soll im Herbst 2021 fertig sein.

Visualisierung: wieninvest

Wien – Der Immobilienmarkt scheint sich durch die in Aussicht stehenden weiteren Lockerungen in der Coronakrise wieder zu verbessern. Im April hätten sich die Anfragen nach Immobilien, die im März stark gesunken waren, auf 80 bis 90 Prozent des Vorkrisenniveaus erholt, berichtet s-Real-Geschäftsführer Michael Pisecky, der auch Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wiener Wirtschaftskammer ist.

"Wohn-Investments werden noch interessanter"

Bei den Mieten erwartet man bei s Real eine Seitwärtsentwicklung. In Regionen mit großem Angebot an freifinanzierten Mietwohnungen werde der Preisdruck steigen. Da und dort würden die Mieten sinken, etwa in den großen Bezirken in Wien außerhalb des Gürtels, hieß es am Dienstag in einer Aussendung. Eine Blase bei Wohnimmobilien sei nicht zu erwarten, da kein Angebotsüberhang bestehe, der Eigenmittelanteil hoch genug sei und die Zinsen günstig bleiben würden. Eher werde das Interesse an einem Investment in Wohnimmobilien noch weiter steigen – schon allein deshalb, weil für Investments im Gewerbesegment das Risiko steige.

Zu einer differenzierten Betrachtung der unterschiedlichen Segmente des Immobilienmarkts raten auch Mario Deuschl, Geschäftsführer des Wohnbauträgers wert.bau, und Wolfgang Stabauer, Geschäftsführer des Immobilieninvestment-Vertriebs Öko-Wohnbau. "Zu erwarten ist, dass der Wohnsektor aller Voraussicht nach deutlich weniger in Mitleidenschaft gezogen wird als die Gewerbeimmobilien." Wohnen sei ein menschliches Grundbedürfnis, "das durch eine Pandemie nicht abnimmt", deshalb habe die Nachfrage nach neuen Wohnungen bisher nicht nachgelassen. "Im Wohnimmobilienmarkt wird aber viel davon abhängen, wie sich die Einkommen in der Bevölkerung entwickeln", so Stabauer.

Gewerbesegment wird stärker leiden

Stärker unter der Krise leiden dürfte der Gewerbesektor, insbesondere das Segment Retail. "Allein der tägliche Umsatzverlust im Handel von Mitte März bis Mitte April wird von Standort & Markt mit 79 bis 113 Millionen Euro beziffert", so Walter Wölfler, Head of Retail Österreich & CEE bei CBRE. Der Onlinehandel habe die Umsatzverluste nur zu einem geringen Teil kompensieren können, und auch hier war und ist mit Herausforderungen – wie z.B. langen Lieferzeiten – zu kämpfen. "Die Konsequenz aus dem massiven Umsatzverlust der letzten Wochen sind vermehrt Gespräche und Verhandlungen zwischen Einzelhändlern und Vermietern bezüglich Mietfreistellungen und –reduktionen."

Die Risiken für Developments im Retailbereich schätzt Wölfler aufgrund der ohnehin schon geringen Anzahl an geplanten Neueröffnungen sowie des hohen Anteils an Nahversorgung in der Pipeline aber als überschaubar ein.

Weniger Bedarf an Büroflächen

Pisecky sieht künftig einen noch stärkeren Trend zum Online-Handel, sodass es bei Geschäftslokalen zu einer Reduktion des Flächenbedarfs und damit zu einem Druck auf die Mieten und die Verkaufspreise kommen werde. In der Gastronomie und in den Beherbergungsbetrieben sei mit einer längeren Zeit der Erholung zu rechnen, viele Betriebe hätten hier große Herausforderungen zu meistern. Es sei hier noch abzuwarten, wie sich staatliche Hilfen auswirken und wie bald wieder eine höhere Auslastung möglich sei.

Auch im Bürobereich erwartet der s-Real-Chef mittelfristig eine gewisse Flächeneinschränkung der Unternehmen. "Homeoffice wird den zukünftigen Flächenbedarf und die Neubauleistung wesentlich beeinflussen", zeigt er sich überzeugt.

Stabile Entwicklung bei Investments

Was Immo-Investments betrifft, so erwartet der Wiener Gewerbemakler Markus Arnold kaum Auswirkungen durch die Corona-Krise. Am Zinshausmarkt könne es kurzfristig zu etwas mehr Bewegung kommen, "da bei einigen Eigentümern Unsicherheit herrscht, ob das hohe Preisniveau gehalten werden kann", so Arnold in einer Aussendung. Im Gewerbebereich rechnet er, wenn überhaupt, nur mit kurzfristigen Auswirkungen. "Grundsätzlich sehen wir das solide Immobilien-Investment von der Krise unberührt wie ja bereits 2009 erprobt," so Arnold. "Alle Signale, die wir vom Markt erhalten, deuten darauf hin, dass es in den meisten Asset Klassen wie gehabt weiter gehen wird." (red, APA, 21.4.2020)