Verena Madner wird Vizepräsidentin des Verfassungsgerichtshofs.

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Als Gegenbeispiel zur österreichischen Praxis der politischen Besetzung wichtiger Ämter taugt Verena Madner nicht. Dass den Grünen das Vorschlagsrecht für die offene Stelle am Verfassungsgerichtshof zusteht, war bald nach Bildung der Koalition mit der Volkspartei klar. Schnell ist dann auch der Name Madners gefallen, die bis 2018 Mitglied im Beirat der Grünen Bildungswerkstatt war. Nun versteht sich der zwar als "unparteilich", jemand, der auf Distanz zu den Grünen geht, wird dort aber nicht zu finden sein.

Kaum jemand wird sich allerdings trauen, Madners juristische Expertise anzuzweifeln: 1994 promovierte sie in Jus, in ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit der Genehmigung von Abfallbehandlungsanlagen. Dem Thema Umweltrecht blieb sie treu. 2008 wurde sie zur Vorsitzenden des Unabhängigen Umweltsenats berufen. Seit 2015 ist sie an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) Professorin für Öffentliches Recht, Umweltrecht, Public und Urban Governance. Sie leitet an der WU das Institut für Recht und Governance.

Linke Expertise

Politisch sind viele ihrer juristischen Expertisen eher links der Mitte einzuordnen: Madner äußerte sich kritisch zu Teilen der Freihandelsabkommen TTIP und Ceta und plädierte in einer parlamentarischen Enquete zur Abschaffung des Amtsgeheimnisses für eine bürgerfreundliche Umsetzung eines Gesetzes für Informationsfreiheit.

In einem Gastbeitrag für die Presse kritisierte sie 2017 ihren baldigen Arbeitgeber scharf: Der Verfassungsgerichtshof, dessen Vizechefin sie nun werden soll, hatte einen Gerichtsentscheid gegen den Bau der dritten Piste am Flughafen Wien aufgehoben. Madner pochte damals auf den Umweltschutz als öffentliches Interesse.

Ganz normal

Aufgewachsen ist die 1965 geborene Tochter einer Lehrerin und eines aus Benin stammenden Richters in Salzburg. Sie begann ein Dolmetsch-Studium und sattelte erst später auf die Rechtswissenschaft um. Heute lebt die Mutter eines Sohnes in Partnerschaft in Wien, ihre Freizeit verbringt die ausgebildete Skilehrerin in den Bergen und in Konzerten.

2008 hat Madner übrigens die Hoffnung geäußert, dass es irgendwann ganz normal sein werde, wenn Menschen mit dunkler Hautfarbe Spitzenpositionen bekleiden. So mancher Medienbericht im Jahr 2020 zeigt, dass das lange noch nicht der Fall ist. Madner wird das erste nichtweiße Mitglied des Verfassungsgerichtshofs sein. (Sebastian Fellner, 21.4.2020)