Foto: APA/AFP/IBRAHIM AMRO
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Beirut – Im Libanon haben am Dienstag zahlreiche Menschen mit einem Autokorso gegen Korruption in den Reihen der politischen Führung des Landes protestiert. In der Hauptstadt Beirut schwenkten die Demonstranten Fahnen und lehnten sich mit Gesichtsmasken aus ihren Fahrzeugen.

Das libanesische Parlament billigte inzwischen die Inanspruchnahme eines Darlehens der Weltbank in Höhe von 120 Millionen Dollar (110 Millionen Euro). Die Abgeordneten trafen sich in angemessenem Abstand im tausend Sitze fassenden Konferenzsaal des Unesco-Gebäudes in Beirut und begannen mit ihrer dreitägigen Sitzung. In dieser soll es auch um die Bedingungen zur Aufhebung der Immunität von Ministern und Abgeordneten gehen.

"Wir wollen das gestohlene Geld zurück", sagte der junge Demonstrant Jad Assaileh auf der Straße und bezog sich dabei auf die Vorwürfe, dass die herrschende Elite des Libanon Milliarden aus dem Land transferiert habe, während die Bürger durch die Banken daran gehindert wurden, ihre Ersparnisse abzuheben. Ähnliche Proteste fanden in der Stadt Sidon im Süden des Landes und in der nördlichen Stadt Tripoli statt.

Korruption und Misswirtschaft

Der Libanon ist eines der am höchsten verschuldeten Länder der Welt. Im vergangenen Monat war Beirut in Zahlungsverzug geraten. Da das Land mit einer akuten Liquiditätskrise konfrontiert ist, haben die Banken Auslandsüberweisungen ausgesetzt und die Dollar-Abhebungen nach und nach unterbunden. Seit Mitte Oktober wird der Libanon von Protesten gegen Korruption und Misswirtschaft erschüttert, die auch nach der Bildung einer neuen Regierung im Jänner fortgesetzt wurden.

Die Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus verschlimmern die Wirtschaftskrise weiter. Seit dem 15. März sind die Menschen dazu angehalten, in ihren Häusern zu bleiben. Zusätzlich gibt es eine nächtliche Ausgangssperre. Im Libanon haben sich bisher nach offiziellen Angaben 677 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert, 21 Menschen starben. (red, APA, AFP, 21.4.2020)