Nun ist auch noch der letzte Vorwand gefallen, mit dem wir uns vor ewig anstehenden Heimwerkerarbeiten im Haushalt retten konnten. Nach "Ich werd das schon richten, wenn ich Zeit habe, da brauchst du mich nicht alle paar Monate daran erinnern!" ging mit dem 14. April auch die Ausrede "Die Baumärkte haben zu, ich hab kein Material" flöten. Irgendeine Ausrede muss es aber nach wie vor geben, denn wie sonst ist es zu erklären, dass die Leute stundenlang Schlage standen, um dann tonnenweise Blumenerde und Setzlinge aus den Baumärkten zu tragen statt der wirklich essenziellen Dinge. Dichtmasse und eine Kartuschenpresse etwa, wie auch eine Rohrreinigungswelle. Denn während der Abfluss kontinuierlich zuwächst, versickert das Wasser durch undichte Silikonfugen in der Wand.

Lange Schlangen bildeten sich nach dem Öffnen der Baumärkte vor genau ebendiesen. Am häufigsten wurden allerdings Blumenerde und Setzlinge gekauft, kein Werkzeug.
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Das hat die Natur schon ganz bewusst so eingerichtet. Aus zwei einfachen Gründen. Nämlich um uns zu beschäftigen und, mehr noch, die Handwerker. Weil diese aber sowieso kommen müssen und die Wartezeiten länger sein werden, als die Krise anhalten wird, können wir uns die Zeit auch mit dem DIY-Pfuschen in den eigenen vier Wänden vertreiben. Wer das für keine gute Idee hält, weil sie oder er nicht einmal weiß, auf welcher Seite man im Idealfall den Schraubendreher angreift, kann beruhigt sein. Inzwischen findet man für fast alles ein Tutorial im Internet.

Panta rhei – alles fließt

Also stürzen wir uns erst einmal auf Bad und Küche, kümmern uns um Dichtfugen und Abflüsse. Silikonfugen gehören regelmäßig ausgetauscht, spätestens aber dann, wenn sie ihrer eigentlichen Funktion, dem Abdichten, nicht mehr nachkommen und wie verlorene Würstel nur noch an einer Kante festkleben.

Wenn sie sich nicht mit ein wenig Kletzeln lösen lassen, hilft ein Cuttermesser. Nein, das stumpfe Küchenmesser lassen wir in der Lade, es ist jetzt echt nicht die Zeit, den MacGyver raushängen zu lassen. Mit gescheitem Werkzeug kann man sich auch noch vorzüglich verletzen, da ist es gar nicht notwendig, dies mit ungeeignetem Klumpert zu machen.

Bevor man die neue Silikonwurst aufträgt, achte man darauf, dass die Fuge fett- und seifenfrei ist, sonst hat man zwei Tage später schon wieder die gleiche Arbeit vor sich. Damit die Abdichtung eine schöne wird, ist es wichtig, überschüssiges Dichtmittel wieder abzuziehen. Das geht mit etwas Seifenwasser, einem Finger oder einer alten Plastikkarte. Nehmen Sie dafür aber keinesfalls die Karte der Sozialversicherung. Wenn alles schiefgeht und Sie entgegen allen Ratschlägen hier nicht ausreichend achtgeben, könnten Sie diese doch schneller brauchen, als Ihnen lieb ist. Und mit Mund-Nasen-Schutz im Wartezimmer das Silikon von der SV-Karte zu kratzen macht auch keinen schlanken Fuß.

Abtauchen! Nicht im Schwimmbad, die sind ja alle gesperrt, aber unter der Spüle wäre jetzt der passende Ort.
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Wenn wir schon dabei sind, über die Folgen unseres Tuns zu sinnieren, dann erkennen wir auch, dass es gut war, den Abflussreiniger im Geschäft zu lassen und stattdessen eine Rohrreinigungswelle zu kaufen.

Die Natur erholt sich gerade von dem Schindluder, das wir in der Vergangenheit getrieben haben, da müssen wir nicht die niedrigeren Emissionen aus dem Verkehr mit mehr Chemikalien im Abwasser kompensieren. Wir lösen Verstopfungen mechanisch. Bevor man aber, ausgestattet mit zwei linken Händen, beginnt, die Rohre unter der Spüle abzubauen und zu reinigen, macht man besser ein paar Fotos aus mehreren Richtungen. Das kann danach beim Wiederzusammenbauen helfen.

Rohre und Rinnen

Es muss nun wohl nicht erwähnt werden, dass man die Rohre nicht in der Spüle reinigt, unter der grad kein Abfluss mehr montiert ist. Sonst könnte man sich den Dreck auch direkt auf die Patschen kippen.

Mit der Rohrreinigungswelle rudert man bitte vorsichtig durchs Rohr in der Wand. Es geht darum, den Dreck samt Fett, der sich an der Rohrwand gebildet hat, zu lösen, nicht darum, die Rohrwände zu zerstören.

Eine Arbeit, die Wohnungsbesitzer kaum kümmert, vor der sich Hausbewohner aber gerne drücken, ist das Reinigen der Dachrinne. Rauf aufs Dach und raus mit dem Mist. Das ist billiger als eine neue Dachrinne und besonders wichtig, wenn der Abfluss im Kanal endet. Wenn der verstopft ist, können Sie sich glücklich schätzen, schon eine Reinigungswelle zu haben.

Malen und Streichen

Hausbesitzer haben jetzt überhaupt viel zu tun. Da gibt es sicher irgendwo ein Holz zu streichen – nein, kaufen Sie keine billigen Pinsel, die beim ersten Hinschauen schon mehr Haare verlieren als die Katze. Streichen ist auch eine schöne Beschäftigung für Wohnungsbewohner. Mit Vintage-Farben kann man alte, fade Möbel so herrichten, dass man sie gern anschaut. Zudem ist es eine Ausrede, um die Fenster, die nach der Heizperiode beim Öffnen etwas klemmen, nicht neu einstellen zu müssen. Denn Fenster einzustellen ist eine Aufgabe, mit der man sich trotz Onlinevideo-Einschulung viele, viele Stunden aufhalten kann und dann doch zum Telefon greift und den Handwerker anfleht, vor dem nächsten Regen vorbeizuschauen.

Aber das hat auch sein Gutes. Geht das Fenster nicht mehr zu, erinnert man sich daran, die Heizkörper zu entlüften. Und das geht blitzschnell und ist kinderleicht. (Guido Gluschitsch, 22.4.2020)