Die Planung des umstrittenen Bauprojekts am Wiener Heumarkt (Grafik 12/2019).

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Wien/Paris – Die Republik Österreich hat – also offizieller Vertragspartner der Unesco in der Causa – dem Unesco-Welterbezentrum in Paris den gewünschten Maßnahmenplan in Sachen Heumarkt-Projekt übermittelt. Das hat die österreichische Unesco-Kommission der APA am Mittwoch mitgeteilt. Darin dargelegt ist das weitere Vorgehen in Sachen Welterbeprädikat für das historische Zentrum Wiens.

Dieses ist durch das Bauprojekt am Heumarkt – das zumindest bis zuletzt ein Wohnhochhaus vorgesehen hat – gefährdet. Vorerst ist die Innenstadt noch als Weltkulturerbe ausgewiesen, sie befindet sich jedoch bereits auf der Roten Liste. Der Bund hat nun einen gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt und der Stadt erarbeiteten Plan übermittelt, wobei auch die heimische Unesco-Kommission und das Beratungsgremium Icomos Austria daran mitgewirkt hat, wie es hieß.

Das Dokument "Desired State of Conservation for the Removal of a Property from the List of World Heritage in Danger" (DSOCR) ist laut Unesco ein zentraler Bestandteil im Prozedere zum Erhalt einer akut gefährdeten Welterbestätte. Verlangt wird etwa, dass darin die zu ergreifenden Gegenmaßnahmen ausgeführt werden. Ob der erwünschte Erhaltungszustand erreicht werde, solle sich anhand spezifischer, ebenso im Dokument ausgeführter Indikatoren feststellen lassen.

Nächste Sitzung muss verschoben werden

Nun wird die Unesco den Bericht evaluieren, hieß es. Auf Basis dieser Untersuchung wird das Welterbekomitee bei seiner nächsten Sitzung entscheiden, ob der DSOCR in dieser Form verbindlich angenommen werden kann. Wobei es hier zu einer Verzögerung kommen dürfte: Die nächste Sitzung des Welterbekomitees hätte Anfang Juli in Fouzhou in China abgehalten werden sollen, sie wurde allerdings aufgrund der aktuellen Covid-Situation auf unbestimmte Zeit verschoben.

Im Maßnahmenplan wird unter anderem dargelegt, dass der Schutz des Welterbes Einzug in die Stadtplanungsinstrumente der Stadt finden soll. Zudem wird versichert, dass hinsichtlich des Heumarkt-Projekts eine welterbeverträgliche Lösung angestrebt werde. Tatsächlich hat der Projektbetreiber Michael Tojner Ende 2019 erklärt, auf den umstrittenen, 66 Meter hohen Turm zu verzichten.

Sabine Haag, die Präsidentin der Österreichischen Unesco-Kommission, zeigte sich vom Bericht durchaus angetan. Es sei durch die konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten gelungen, einen weiteren wichtigen Schritt zum Erhalt der Welterbestätte zu setzen, sagte sie in einer Stellungnahme: "Der ambitionierte Maßnahmenplan zeugt von positivem Commitment und einer guten Dialogbasis aller Beteiligten. Nun gilt es allerdings, die angekündigten Maßnahmen auch Wirklichkeit werden zu lassen – nur dann ist der Schutz der Welterbestätte auch nachhaltig gesichert." (APA, 22.4.2020)