ICOM fordert dazu auf, "die gesellschaftliche Funktion der Museen als Werteproduzent, Gedächtnisspeicher der Gesellschaft und Ort des Diskurses zu stärken und diese als kulturpolitische Beurteilungskriterien für die finanzielle Förderung der Museen zu etablieren".

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Wien – Das österreichische Nationalkomitee des internationalen Museumsverbandes ICOM hat Stellung zur geplanten Wiedereröffnung der Museen bezogen. "ICOM fordert die politisch Verantwortlichen auf, auch für Museen jene gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine zeitnahe und ordnungsgemäße Öffnung der Museen ermöglichen", so Kunst Haus Wien-Direktorin und ICOM-Präsidentin Bettina Leidl.

Gerade in der Krise komme den Museen in Bezug auf Demokratie und Freiheitsrechte eine wichtige Bedeutung zu, "umso wichtiger ist es, die Museen bald wieder zu öffnen". Dazu bedürfe es jedoch "der Klärung einiger wichtiger Grundvoraussetzungen: Allen voran, einer Regelung der Zutrittsbeschränkungen, die auch in der Praxis umsetzbar ist", heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Statement. "Die bereits viel kritisierte Verpflichtung, eine Fläche von 20 Quadratmeter pro Besucher/in (die nicht in einem Haushalt leben) in einem Raum einzuhalten, ist für Museen ein Ding der Unmöglichkeit. Die Kontrolle dieser Maßnahme wäre mit unverhältnismäßigem Personalaufwand und einem Museumsbesuch mit Meldezettel verbunden – ein solches Vorgehen ist für Museen unvorstellbar."

Wunsch nach Planungssicherheit

Der durch die Coronakrise verursachte Einbruch der Einnahmen betreffe die Museen insgesamt und die Bundesmuseen "besonders massiv". ICOM fordert aufgrund der zu erwartenden finanziellen Einbrüche dazu auf, "die gesellschaftliche Funktion der Museen als Werteproduzent, Gedächtnisspeicher der Gesellschaft und Ort des Diskurses zu stärken und diese als kulturpolitische Beurteilungskriterien für die finanzielle Förderung der Museen zu etablieren".

Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien, fordert für die Wiedereröffnung der Museen "umsetzbare Rahmenbedingungen", KHM-Geschäftsführer Paul Frey wünscht sich "Planungssicherheit und die Sicherstellung der finanziellen Rahmenbedingen" für die Mitarbeiter, Ausstellungsprojekte und Sammlungstätigkeit, "damit wir gerade jetzt für unser Publikum da sein und Vorreiter für eine nachhaltige politische, soziale und kulturelle Entwicklung unserer Gesellschaft sein können."

"Diese Herausforderungen, die ohne eine engagierte Kulturpolitik der Bundesregierung nicht zu bewältigen sein werden, gelten für die gesamte, äußert vielfältige Museumslandschaft dieses Landes", unterstreicht Leopold Museum-Direktor Hans Peter Wipplinger. Peter Aufreiter, Direktor des Technischen Museums Wien: "Die historisch gewachsenen Strukturen der einzelnen Häuser, die Art und Weise der Vermittlung, wie auch die unterschiedlichen Zielgruppen, verlangen eine differenzierte Herangehensweise an die Umsetzung der entsprechenden Schutzmaßnahmen sowohl für die Gesundheit der Gäste als auch für die Mitarbeiter/innen." (APA, 22.4.2020)