Für Kunstschaffende brachten die vergangenen Tage endlich Zukunftsgewissheit. Nämlich die Gewissheit, dass ihre Zukunft der Bundesregierung herzlich wurscht ist. Angesichts des bis auf weitere Zeit geltenden Berufsverbots sollte unsereins sich also um neue Einnahmequellen umschauen.

Zu diesem Zweck möchte ich mich an der "Stopp-Corona"-App des Österreichischen Roten Kreuzes orientieren, und ein von mir entworfenes Ergänzungsprodukt vorstellen: Die Corona-Tourismus-App für Österreich.

Grundlage dafür war die Überlegung, dass wir alle nach dem Wunsch unserer Regierenden heuer Urlaub in Österreich machen sollen. Dazu muss man aber vorher wissen, wo das überhaupt erwünscht ist. Denn viele Politiker haben damit ein Problem. Am interessantesten formuliert haben das vier Bürgermeister aus dem Ausseerland in einem offenen Brief: "Mit großer Besorgnis stellen unsere Wachdienste fest, dass sich vermehrt Zweitwohnungsbesitzer und Tagestouristen im Steirischen Salzkammergut aufhalten."

Politiker im Ausseerland haben ein Problem mit Zweitwohnungsbesitzern und Tagestouristen.
Foto: Veronika Huber

Eine bemerkenswerte Information, war doch bislang nicht bekannt, dass Bürgermeister im Steirischen Salzkammergut eigene Wachdienste haben. Also eine Art Bürgermeisterwehr. Ob sich deren Notwendigkeit aus der Gefahr ständig drohender Volksaufstände oder Drogen- und Gewaltexzesse (Ausseer Kirtag!) ergibt, kann man nur mutmaßen. Auf jeden Fall patrouillieren diese Wachdienste durch den Ort, um Ortsfremdkörper zu registrieren. Laut Brief mit einer raffinierten Methode: "Das kann aufgrund der Kfz-Kennzeichen festgehalten werden: Graz, Wien, Oberösterreich, Mürztal, Murtal etc."

Schleicht‘s eich!

Hier geht es nicht nur gegen "die Wiener". Auch Murtaler haben dort nichts verloren. Also: Spielt euch nicht, ihr Spielberger! Judenburger raus!

Warum das sein muss, erklären die Bürgermeister so: "Gerade diese ‚Gäste‘ widersetzen sich den örtlichen Vorgaben und den Anordnungen der Bundesregierung." Die Anführungszeichen für das Wort Gäste beseitigen letzte Zweifel an der Botschaft der vier steirisch Salzkammerguten: Schleicht‘s eich!

Und da kommt meine App ins Spiel. Mittlerweile haben Politiker aus ganz Österreich (Attersee, Kritzendorf, Neusiedler See etc.) ähnliche Reisewarnungen abgegeben. Sich all diese zu merken übernimmt die App. Sie zeigt dem durchs Land fahrenden Touristen an, sobald er sich einer Ortschaft nähert, wo er mit seinem Autokennzeichen nicht erwünscht ist. Passiert das, meldet ein Sprachassistent: "Bitte weiterfahren, hier gibt es nichts zu sehen! Nicht stehen bleiben, Sie überlasten dadurch die örtlichen Wachdienste!"

Durchaus vorstellbar, dass meine Corona-Tourismus-App nicht nur der Bundesregierung, sondern auch einer ihrer Hilfsorganisationen wie beispielsweise der Uniqa-Versicherung einiges wert sein müsste. Finanzielle Unterstützungsangebote für das Projekt bitte direkt an mich schicken, wenn möglich in bar, ohne Rechnung. Diesbezügliche rechtliche Bedenken kann ich im Sinne unseres Bundeskanzlers beruhigen: Ob alles auf Punkt und Beistrich in Ordnung ist, wird am Ende des Tages der Verfassungsgerichtshof entscheiden. Und auch das ist kein Problem, denn bis dahin habe ich das Geld sicher schon ausgegeben.(Florian Scheuba, 22.4.2020)