Shoppen und schöne Kleider machen auf Dauer auch nicht glücklich: Killerin Villanelle (Jodie Comer) braucht frische Leichen.

Foto: BBC America

Eve (Sandra Oh) sucht ihre Ruhe in der Küche.

Foto: BBC America

Sie lieben sich. Wirklich. Und doch tun sie sich alles andere als gut. Diese Liebe ist so krank und zerstörerisch, dass eine von beiden daran glauben muss. Am Ende der zweiten Staffel war es im vergangenen Jahr die oft naiv-schusselige Agentin Eve (Sandra Oh), die den Kürzeren zog. Ihre Liebschaft und Gegenspielerin, die psychopathische Auftragsmörderin Villanelle (Jodie Comer), trachtete ihr in einem zermürbenden Showdown nach dem Leben. War das das Ende von Eve? Mitnichten.

Gefährliche Spannung

Weil: Killing Eve geht am Freitag auf Streaming-Sender Starzplay (via Amazon) in die Verlängerung. Die dritte Staffel wurde in den USA coronabedingt vorgezogen und ist dort schon – statt wie geplant im Sommer – seit 12. April zu sehen. Die BBC America-Serie zählt mit Recht zu einer der meistgelobten und mit zahlreichen Preisen dekorierten TV-Produktionen der vergangenen Jahre. Auch die aktuellen Zuschauerzahlen aus den USA zeigen ein nach wie vor hohes Publikumsinteresse.

Die Serie basiert auf der Romanreihe Villanelle von Luke Jennings. Showrunnerin Emerald Fennell (The Crown) war für die zweite Staffel verantwortlich. Sie führte im 2019 fort, was, Phoebe Waller-Bridge (Fleabag) zuvor 2018 in den ersten acht Folgen hinreißend gelang: Diese grausame Spannung aufzubauen und – noch viel wichtiger – weiter zu entwickeln, die zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Frauen vibriert. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege quer durch London, Rom, Paris. Und immer gefährlicher wird dieses Katz-und-Maus-Spiel. Für beide.

Trailer zur dritten Staffel von "Killing Eve".
Movie Coverage

Doch jetzt – für die dritte Staffel durfte Suzanne Heathcote (Fear the Walking Dead) als Showrunnerin ran – hat Eve fürs Erste (Achtung, es folgen dezente Spoiler) genug von all den Aufregungen der ersten Staffeln. Jetzt soll endlich Ruhe einkehren in ihre Leben, sie will sich neu sortieren, ohne Agentengeheimnisse, ohne Intrigen. Und ja, auch ohne Villanelle.

Dafür heuert sie in einem koreanischen Restaurant an, langsam knetet sie dort kleine Teigtaschen und gönnt sich abends wie immer eine bedenkliche Menge an Rotwein. Sie begibt sich in freiwillig Isolation. Wir ahnen, lange kann das nicht gutgehen. Zu sehr spukt ihr Villanelle im Kopf herum. Auch andere Ereignisse wie ein tragischer Todesfall in ihrem (ehemaligen) Umfeld als Agentin lassen sie nicht kalt.

Mord als Selbstbestätigung

Villanelle geht es ähnlich, ein beschauliches Eheleben und Work-Life-Balance im sonnigen Spanien? Das ist nichts für sie. Als passionierte Killerin braucht sie das Töten und den perfekten Mord wie andere einen Bissen Brot. Und Villanelle ist ergeizig, will endlich aufsteigen in der zweifelhaften Hierarchie der Auftragskiller.

Doch bis es so weit ist, gilt es durchzutauchen. Nicht nur für die beiden, sondern auch für die Zuschauer. In den ersten Folgen der neuen Staffel geht es langsam zur Sache. Das passt nicht so recht zu diesen beiden starken Frauen, von denen man bisher gewohnt war, dass Dinge schnell und vor allem mit Leidenschaft erledigt werden. Auch das Morden geht Villanelle nicht mehr ganz so leicht von der Hand. Wie gut, dass sie spät, aber doch die Nähe zu Eve sucht. Denn sie ist eine der wenigen, die ihr ebenbürtig sind. (Astrid Ebenführer, 23.4.2020)