Illustration: Michaela Köck
Ich lese jetzt oft von "Hammer & Dance" – klingt nach Heimwerkerballett. Was ist damit eigentlich gemeint?

Statt beim Operndirektor fragen wir lieber bei Hans-Peter Hutter nach. Er ist Public-Health-Experte an der Med-Uni Wien. Herr Hutter sagt, dass es beim "Hammer" darum geht, "rasch die Zahl der Infektionen zu verringern". Heißt: Geschlossene Geschäfte, Ausgangsbeschränkungen & Co. Wenn dann die Zahl der Neuinfektionen klein ist, "können diese strengen Maßnahmen nach und nach wieder gelockert werden, und alle freuen sich", sagt der Umweltmediziner – das ist dann der "Dance". Wenn aber die Leute das zu locker nehmen, dann ... du ahnst es ... droht wieder der "Hammer".

Illustration: Michaela Köck
Komische Sprache. Reden Wissenschafter immer so?

"Meistens ist alles, was sie beforschen, seeeehr kompliziert", sagt einer, der es wissen muss – unser Mediziner Herr Hutter. Und weil Wissenschafter beim Reden über ihr Fachgebiet keine Fehler machen wollen, klingt das oft ein bissl kompliziert. Bei zu viel Fachchinesisch verlieren die Menschen aber oft das Interesse. Deshalb lassen sich die Experten manchmal auch coole Begriffe einfallen, die neugierig machen und nicht abschrecken. "Das ist nämlich auch wichtig", findet Herr Hutter.

Illustration: Michaela Köck
Gibt’s auch ein Beispiel für spannende Wissenschaftssprache, abseits von Corona?

Dazu fällt unserem Experten "Urban Heat Island" ein. Gemeint ist laut Hans-Peter Hutter Folgendes: In dicht bebauten Gebieten mit viel Asphalt und Beton heizen sich die Gebäude stark auf und kühlen auch nachts kaum ab. Denk daran, wie heiß es in Wien im Juli oft ist! Es bilden sich nämlich Hitzeinseln – "Urban Heat Islands". Das Ganze ist nicht neu, weiß Herr Hutter, "nur wird das durch die Klimakrise immer schlimmer."

Wegen Corona fliegen Flugzeuge nicht, Autos fahren weniger. Was bedeutet das für unser Klima?

Nicht so viel, wie du vielleicht glaubst. Leider. Das sagt jemand, der sich damit auskennt, nämlich Karl Steininger vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz. Klar gebe es eine bessere Luft, erklärt der Forscher. Es würden daher auch weniger Menschen als sonst an der Luftverschmutzung sterben. Nur: Die Gletscher schmelzen jetzt nicht weniger. Warum das so ist? Die bösen Teilchen, die Treibhausgase, halten sich sehr lange. Alles, was im vergangenen Jahrhundert ausgestoßen wurde, ist noch da. Und das bisserl, was jetzt gespart wird, fällt da nicht ins Gewicht.

Illustration: Michaela Köck
Das heißt also, diese Corona-Abschaltungen nutzen dem Klima nichts?

Um wirklich etwas zu ändern, müsste sich unsere Wirtschaftsform ändern, sagt Experte Steininger. Österreich will bis ins Jahr 2040 keine klimaschädlichen Gase ausstoßen. Das ist zumindest einmal das Ziel. Technisch ginge das, sagt der Grazer Forscher. Die Frage sei viel mehr, ob der Wille dafür da ist. Letztlich sei Österreich zwar zu klein, um alleine das Klima zu retten. Es sei aber groß genug, um Lösungen aufzuzeigen.

Illustration: Michaela Köck
Und was wurde aus den ganzen Schülerdemonstrationen gegen die Klimakrise?

Auf der Straße zu demonstrieren ist derzeit ja nicht möglich. Schweigen geht aber auch nicht, sagen Umweltschützerinnen und -schützer. Sie rufen zum fünften Mal zum weltweiten Klimastreik auf. Der findet diesen Freitag statt, nur eben anders: In Österreich sollen die Teilnehmer bunte Banner oder Streikschilder mit der Aufschrift "Gemeinsam schaffen wir jede Krise! #NetzstreikFürsKlima!" beim Gartenzaun, an Fenstern oder Balkonen aufhängen. Von 12.00 bis 14.00 Uhr findet auch eine Online-"Kundgebung" statt. Mehr Infos hier: www.fridaysforfuture.at. (Peter Mayr, Karin Riss, 23.4.2020)