Die Geringschätzung des Kindergartens als Bildungsstätte offenbart sich auch in der Krise, und zwar durch unschöne und verräterische Wortwahl. Es sei "keine Schande", seine Kinder in Betreuung zu geben, "wenn man es nicht mehr aushält", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Dienstag bei einer weiteren Corona-Pressekonferenz. Bis auf weiteres ändert sich allerdings nichts bei den Kindergärten, hieß es weiter. Während es für den Einzelhandel, die Gastronomie und auch, recht zaghaft, für Schulen einen Plan zur Öffnung gibt, sind die Kindergärten nur auf konkretes Nachfragen der Journalisten eine Erwähnung wert.

Kindergärten sind wichtig für die soziale Entwicklung der Kleinsten.
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Seit dem 13. März gilt die Verordnung des Gesundheitsministeriums, nach der "möglichst viele Kinder zu Hause betreut werden" sollen. Die Eltern sollen eine Bestätigung vom Arbeitgeber vorlegen. Wenn Homeoffice möglich ist, wird das Kind vom Kindergarten abgewiesen. Die Annahme, dass mit Kindern und insbesondere Kindergartenkindern sogenannte "Telearbeit" möglich ist, ist sehr lebensfremd. Sie zeugt von großer Ignoranz gegenüber Bedürfnissen von Kleinkindern und ihren Familien.

Kindergärten sind wichtig für die soziale Entwicklung der Kleinsten und nicht lediglich "Aufbewahrungsanstalten" für Kinder fauler Mütter, die unbedingt arbeiten wollen. Es ist eine Schande, dass man in Österreich im Jahr 2020 noch immer darauf hinweisen muss. (Olivera Stajic, 22.4.2020)