Abschottung ist in Bedrohungssituationen als Reflex erst einmal verständlich. Nicht nur US-Präsident Donald Trump predigt jetzt den nationalen Schulterschluss.

Für Donald Trump persönlich geht es derzeit aber vor allem um seine Wiederwahl im Herbst. Der vorläufige Stopp der Zuwanderungen für das Einwanderungsland USA, den er nun per Dekret durchsetzen will, ist nur eines von vielen Ablenkungsmanövern in Bezug auf das eigene Versagen im Vorgehen gegen das Coronavirus. Es gehe ihm darum, die Jobs der "großartigen amerikanischen Bürger zu beschützen".

US-Präsident Donald Trump.
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Worum es eigentlich geht, ist, seine nationalistische Agenda zu bedienen und gleichzeitig seinen Ruf als Wirtschaftsexperte zu retten. Trump stützte seine Wählbarkeit bisher auf die starke US-Konjunktur. Die wird derzeit hart auf die Probe gestellt. Das Virus verursacht in den USA astronomisch hohe Arbeitslosenzahlen.

Was den US-Präsidenten alarmiert, ist vor allem das Fehlen des "Rally around the flag"-Effekts in den Umfragen, wie in den USA das Scharen um den Präsidenten in Krisenzeiten genannt wird. Deshalb schlägt er um sich, will Millionen Jobs beschützen, indem er eine Handvoll ausländischer Arbeitnehmer aussperrt oder notwendige Corona-Maßnahmen in von Demokraten regierten Bundesstaaten verteufelt.

Die gute Nachricht für Trump: Auch Herausforderer Joe Biden schafft es derzeit nicht, sich als Orientierung und Schutz bietende Alternative zu präsentieren. (Manuela Honsig-Erlenburg, 23.4.2020)