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Das Werbegeschäft ist bei allen Medien unter Druck.

Foto: Reuters/Michaela Rehle

Unterföhring – Der deutsche Medienkonzern ProSiebenSat.1 nimmt wegen der Coronakrise Jahresprognose und Dividendenvorschlag zurück. Aufgrund des derzeitigen Stillstands der Weltwirtschaft und der daraus resultierenden erheblichen wirtschaftlichen Unsicherheit sei es aktuell nicht möglich, einen Ausblick auf das finanzielle Ergebnis im zweiten Quartal und für das Gesamtjahr zu geben, teilte das Unternehmen, zu dem in Österreich ATV und Puls4 gehören, am Mittwochabend in Unterföhring bei München mit.

Zudem haben demnach Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen, der Hauptversammlung vorzuschlagen, für das Geschäftsjahr 2019 keine Dividende auszuschütten. Ursprünglich sollten die Aktionäre 85 Cent je Anteilschein erhalten. Man halte aber an der bisherigen Dividendenpolitik fest, 50 Prozent des bereinigten Konzernjahresüberschusses der Gruppe auszuschütten.

Anleger zeigten sich wohl auch angesichts der ähnlich lautenden Mitteilungen diverser börsennotierter Unternehmen aus der jüngeren Vergangenheit gelassen. Der Aktienkurs von ProSiebenSat.1 gab auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion nur um gut ein halbes Prozent nach.

Ausblick unmöglich

Der neue Vorstandssprecher und Finanzvorstand Rainer Beaujean sagte: "Bis Mitte März waren wir gut auf Kurs, bis die ersten Covid-19-Effekte begonnen haben, unser Geschäft in allen Segmenten zu beeinträchtigen. Da die Dauer und volle Tragweite der Pandemie weiterhin ungewiss bleiben, ist es derzeit nicht möglich, einen Ausblick auf unsere Gesamtjahresergebnisse abzugeben."

Der Konzernumsatz stieg nach vorläufigen Zahlen in den ersten drei Monaten den Angaben zufolge leicht um 1 Prozent auf 926 Mio. Euro. Im Jahr davor waren es 913 Mio. Euro gewesen. Die Ausgangsbeschränkungen in der Coronakrise hätten das margenstarke Werbegeschäft in der zweiten Märzhälfte beeinträchtigt: Die Werbeumsätze sanken demnach im ersten Quartal nach ersten Stornierungen von Werbebuchungen um 4 Prozent. Mit Einbußen im Werbegeschäft kämpft derzeit die ganze Medienbranche in Deutschland.

Rubriken gehen gut

Der Konzern profitierte zugleich von Rubrikengeschäften wie zum Beispiel dem Online-Beauty-Anbieter Flaconi. Weil aber die Geschäfte in margenschwächeren Bereichen wuchsen und in den margenstarken (Werbegeschäft) sanken, ging das bereinigte EBITDA im ersten Quartal um 17 Prozent auf 157 Mio. Euro zurück, im Vorjahreszeitraum waren es noch 190 Mio. Euro gewesen. Den bereinigten Konzernüberschuss wies das Unternehmen mit 58 Mio. Euro aus (Vorjahreszeitraum: 94 Mio. Euro).

ProSiebenSat.1 geht davon aus, dass im April die Werbeeinnahmen im TV-Geschäft um etwa 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen werden. Auch Produktionsverschiebungen der Red Arrow Studios beeinträchtigen das Geschäft.

Der Konzern mit mehr als 7.200 Mitarbeitern prüft derzeit auch, ob er Kurzarbeit innerhalb des Entertainment-Geschäfts einführen wird. In der Sparte NuCom mit Internet-Shops und Plattformen wie Verivox oder Parship wendet der Medienkonzern das Instrument der Kurzarbeit bereits in einigen Portfolio-Unternehmen an. (APA, dpa, 23.4.2020)