Spiele mit sexuellen Inhalten sind ein versteckter Renner auf Steam.

Foto: Screenshot/Gamestandard

Sex sells, auch bei Videospielen. Zum erneuten Male ist bei Steam ein Pornospiel unter den meistverkauften Games des Monats. Im März verkaufte sich AI Shoujo prächtig. Im vergangenen Juni war es Koikatsu Party. Beide Spiele stammen vom japanischen Entwickler Illusion und dürften der Spieleschmiede Millionengewinne eingebracht haben. Allein im vergangenen Monat waren 20 Millionen Nutzer auf der Plattform aktiv.

Good Games Play

Sex möglichst gut verstecken

Während Valve empfehlenswerte Titel und Topseller offen bewirbt, ist der Hersteller ziemlich wortkarg, wenn es um Sexspiele geht. In typischer US-Manier werden Games mit gewalttätigen Inhalten – mit Alterseinschränkung – beworben und sexuelle Inhalte versteckt. So auch im Falle von Al Shoujo und Koikatsu Party. Selbst über die hauseigene Suche werden die Titel nicht angezeigt. Nur über Google lassen sich die Spiele finden.

Seit 2018 auf Steam erlaubt

Wieso die Games trotz des riesigen Interesses und der Nachfrage versteckt werden, ist unklar. Seit 2018 sind sexuelle Inhalte auf der Plattform erlaubt. Valve begründete dies damit, dass man nicht entscheiden wolle, welche Games auf der Plattform angeboten werden und welche nicht. Alles ist somit erlaubt – außer die Inhalte sind illegal oder dienen einzig der Verarsche der Nutzer.

Gewalt okay, Sex ein Tabu

Sexuelle Inhalte werden auf der Plattform trotzdem versteckt, auch wenn man angegeben hat, dass man älter als 18 Jahre ist. Erst ein Besuch in den Einstellungen ändert dies. Dort kann aktiviert werden, dass Games mit sexuellem Inhalt, die sich nur an Erwachsene richten, angezeigt werden. Bei Gewaltspielen ist dies übrigens nicht nötig. Hier wird man vor dem Kauf lediglich gefragt, ob man das nötige Alter überschreitet.

Fest in asiatischer Hand

Wirft man einen Blick auf die angebotenen Titel in der Sexspiele-Kategorie, ist auffällig, dass ein Großteil davon pornografische Animes ist. Die Games kommen auch hauptsächlich aus dem asiatischen Raum. Vereinzelt finden sich auch europäische Anbieter, etwa aus Polen, darunter. Spieleschmieden aus Japan sind in dieser Kategorie aber überproportional vertreten.

Die Frau als Objekt

Der Großteil der auf Steam angebotenen Sexspiele richtet sich auch an heterosexuelle Männer. Steam hat aber in eigenen Kategorien sexuelle Games mit LGBTQ+-Inhalten aufgelistet. Bei den populärsten Pornotiteln steht aber die Objektivierung der Frau im Zentrum. Zuerst gilt es, eine Hentai-Figur nach den eigenen Ansprüchen zu erstellen und diese dann für Sex zu verwenden. Viele Spiele versprechen, dass man endlich Geschlechtsverkehr mit der Frau der eigenen Träume haben kann.

Prinzipiell nicht problematisch

Sexualtherapeutin Nicole Kienzl sieht prinzipiell keine Problematik in solchen Spielen. "Ein psychisch gesunder Mensch kann eine Grenze zwischen Gedanken und Handlung setzen. Das heißt, es kommt darauf an, wie notwendig ein Mann die Objektivierung braucht, um sich sexuell zu erregen", schildert sie gegenüber dem STANDARD. Die Sexualtherapeutin schätzt, dass der Run auf diese Spiele darauf zurückzuführen ist, dass virtueller Sex die Fantasie mehr beflügelt.

Unterschiede beim Design von Pornospielen

Das Übermaß an Pornospielen für heterosexuelle Männer soll laut Kienzl bestehen, weil es Unterschiede beim echten Sex gibt. Während der Mann ohne Verzögerung Geschlechtsverkehr haben möchte, müssen Game-Designer das Spiel für weibliche Nutzer so designen, das es die Erregung der Frau steigert, bis sie (virtuellen) Sex haben möchte. Hierfür sei einfach mehr Arbeit nötig. Allerdings betont die Sexualtherapeutin, dass es hierbei auch unterschiedliche Ansprüche gibt: "Der Anteil der Frauen, die Sexfilme mit Spannungsaufbau und einer Story bevorzugen, ist aber insgesamt größer."

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Das ambivalente Verhältnis bleibt wohl bestehen

Ob Valve irgendwann das ambivalente Verhältnis zu sexuellen Spielen aufgibt, ist sehr unwahrscheinlich. Der Hersteller verdient gutes Geld mit derartigen Titeln – schließlich müssen die Entwickler 30 Prozent der Erlöse abgeben. Allerdings macht man trotzdem ein gut gehütetes Geheimnis aus den Pornospielen auf Steam. Schließlich könnte man sich doch zwischen all den gewalttätigen Spielen vor einem nackten Körper erschrecken. (Daniel Koller, 26.4.2020)