Zur Unterstützung des Tourismus nach Ende der Coronavirus-Pandemie denkt die Regierung in Rom an die Verteilung eines "Urlaubsbonus" für Familien mit niedrigerem Einkommen.

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Rom – Während die italienische Regierung noch die "Phase 2" mit einer Auflockerung der Ausgangssperre prüft, denken die Italiener schon an den Sommerurlaub. Heuer wird er jedoch pandemiebedingt nur im Inland möglich sein. Zur Förderung des von der Coronavirus-Krise schwer betroffenen Fremdenverkehrs lanciert die Regierung eine Kampagne mit dem Slogan "Ich reise in Italien".

Zur Unterstützung des Tourismus nach Ende der Coronavirus-Pandemie denkt die Regierung in Rom an die Verteilung eines "Urlaubsbonus" für Familien mit niedrigerem Einkommen. "Wir wollen einerseits Familien mit Kindern unterstützen und zugleich zum Neustart des Tourismus in Italien beitragen", erklärte Tourismus- und Kulturminister Dario Franceschini. Wie hoch der Urlaubsgutschein sein soll, werde derzeit von der Regierung noch besprochen.

Fremdenverkehr stützen

"Wir möchten damit den italienischen Fremdenverkehr fördern, da es offenkundig ist, dass wir noch länger auf internationale Touristen verzichten müssen. Die Italiener werden nicht ins Ausland verreisen können, daher müssen wir in Urlaub in Italien investieren", erklärte der Minister.

Der Präsident der Region Sizilien, Nello Musumeci, bat die Regierung, Sektoren wie den naturverbundenen Tourismus neu starten zu lassen. Hier könne man den Touristenstrom besser regeln und die Ansteckungsgefahr unter Kontrolle halten. Premier Conte erwiderte, dass seine Regierung alles Erdenkliche unternehmen werde, um den Fremdenverkehr zu stützen, der Italiens "Stolz" sei. Der italienische Tourismus macht 13 Prozent von Italiens Bruttoinlandprodukt (BIP) aus.

Katastrophales Jahr

Der italienische Fremdenverkehr rechnet wegen der Coronavirus-Krise mit einem katastrophalen Jahr 2020. Die Branche bezifferte die möglichen Verluste auf 120 Mrd. Euro. Im Zeitraum März bis Mai erwartet der Tourismussektor 30 Millionen weniger Übernachtungen. Die Auswirkungen der Krise sind auch für die Gastronomie und den Handel verheerend.

Alarm schlägt auch der Hotelierverband Federalberghi. 95 Prozent der Hotels in Italien sind bereits seit Ende Februar geschlossen. Laut Bernabo Bocca, Präsident des Verbands mit 27.000 Mitgliedern, kann der inländische Tourismus das Ausfallen ausländischer Besucher nur zum Teil kompensieren. Italienische Gäste machten 2019 zwar 50 Prozent aller Übernachtungen aus, sie generierten jedoch lediglich 30 Prozent der Hotelumsätze. "Unsere Branche wird bis Jahresende Verluste zwischen 60 und 70 Prozent verzeichnen", klagte Bocca im Gespräch mit der Tageszeitung "Corriere della Sera" vom Donnerstag.

48 Milliarden Euro jährlich bringen ausländische Urlauber nach Italien, geht aus Angaben des Statistikamts Istat hervor. Italiener, die ins Ausland verreisen, geben 24 Milliarden Euro aus. Bocca begrüßt den "Urlaubsvoucher" der Regierung, denkt jedoch, dass der Staat auch die Tourismusunternehmen aktiv fördern müsse. "Ansonsten droht dem Touristen die Gefahr, zu verreisen und kein Hotel mehr zu finden, weil alle pleitegegangen sind", warnte Bocca. (APA, 23.4.2020)