Um ein wenig zurückzugreifen: Seit der Vertreibung aus dem Paradies beschäftigt eine sterbliche Menschheit die Frage: Was kommt danach? Soweit es die Existenz im Allgemeinen betrifft, gab es dafür seither eine Fülle mehr oder weniger origineller Vorschläge, darunter auch einen glaubwürdigen: nichts. Mit derart tröstlicher Klarheit ist nicht zu rechnen, begrenzt man die ungebührliche Wissbegier auf das hiesige Diesseits, wo immer öfter die Frage gestellt wird: Was kommt nach Corona? Eilfertige Meinungsforscher bemühten sich um ein wenig Licht ins Dunkel und erhoben, wie in diesem Blatt berichtet: Wenigstens die Demokratie dürfte sich auch nach Corona halten. Nur fünf Prozent der in Österreich Befragten stimmen dem Satz zu: Demokratie ist in so einer Krise nicht effizient.

Es gibt noch Hoffnung für die Zeit nach Corona.
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Dass diese virusferne Frage in der gegenwärtigen Situation, weil als hochaktuell empfunden, überhaupt gestellt wurde, hängt mit einem Verdacht zusammen, der in den letzten Wochen nicht grundlos keimte: Der Bundeskanzler der demokratischen Republik Österreich gehört zu den fünf Prozent. Sein Regierungskonzept eines Schulterschlusses ohne Spitzfindigkeiten ist in der Message-Control ursprünglich angelegt und gelangte in seiner Taktik der Krisenbewältigung zu seiner vorläufig schönsten Blüte.

Juristische Schlampigkeit

Wie in Österreich nicht anders zu erwarten, wenn es um Demokratie geht, geht es dabei nicht ohne Paradoxa ab. 95 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, die Demokratie auch in einer Krise für effizient halten, verehren gleichzeitig zu fast fünfzig Prozent einen Kanzler, der das offenbar nicht tut, sondern der Schnelligkeit den Vorzug vor der Hingabe an unsere schöne demokratischen Verfassung gibt und juristische Schlampigkeit zu alternativloser Seuchenhygiene verklärt, wenn er damit nur im leicht byzantinischen Zeremoniell seiner Medienauftritte das Gefieder als Krisenphönix spreizen kann. Ging es zuerst mit einer Verordnung, wo es eigentlich eines Gesetzes bedurft hätte, reichte dann schon ein Erlass, um vorläufig dabei zu enden, dass es auch eine Rechtsmeinung des Polizeiministers tun muss, wenn es gilt, den obrigkeitlichen Entmündigungsdruck aufrechtzuerhalten. Vielleicht reicht ja demnächst Kanzlers Privatmeinung.

An die 28.000 Anzeigen, ausgestellt von Abstandsmessern in Uniform, prasselten in der gesunden Luft des Shutdowns auf die Bevölkerung nieder, etwa doppelt so viele wie in Österreich bestätigte Corona-Fälle. Der Beitrag der Polizei zur Volksgesundheit sollte jeden interessieren, der wissen will, was unter einem Kanzler Kurz nach Corona kommen könnte.

Nicht zuletzt die Grünen, auf deren mäßigenden Einfluss manche ihre Hoffnung setzten. Bei denen ist aber die Freude am Mitmachendürfen so groß, dass sie nicht mehr wissen, wo ihnen einmal der Kopf stand, den sie heute für das Abnicken von Kanzlerweisungen gebrauchen. Da ergötzt ein Herbert Kickl. Im Kampf gegen einen türkisen Überwachungsstaat hat er sich so gründlich von einem Saulus in einen Paulus gewandelt, dass man sich berechtigte Hoffnungen auf freiheitliche Liederbücher machen darf, die man auch in Israel herzeigen kann. Es gibt noch Hoffnung für die Zeit nach Corona. (Günter Traxler, 23.4.2020)