Bald wird in Wiener Kindergärten wieder gemalt werden.

Foto: St. Nikolausstiftung / Stefan Knittel

In allen Bundesländern herrscht aufgrund der Corona-Krise derzeit Notbetrieb in den Kindergärten. Für die Schulen soll der Fahrplan für die schrittweise Öffnung am Freitag präsentiert werden. Auch war erwartet worden, dass sich Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zur Situation der Kindergärten äußern wird. Wien preschte nun allerdings vor und gab bereits am Donnerstag Details zur Kindergartenöffnung bekannt.

Es wird stufenweise vorgegangen, sagte Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) in einer Aussendung. Zusätzlich zu Kindern von berufstätigen Eltern, Alleinerziehenden und bei familiären Überlastungssituationen wird ab 4. Mai der Kindergarten weiteren Betroffenen zur Verfügung stehen. Nämlich jenen Kindern, die im letzten Kindergartenjahr vor der Schule sind, Kindern im vorletzten Kindergartenjahr mit Sprachförderbedarf sowie Kindern, die als einziges Kind in einem Haushalt leben – sprich Einzelkindern.

Keine Besuchspflicht

Eltern werden gebeten, zeitgerecht den Betreuungsbedarf bekanntzugeben. Wichtig sei, so Czernohorszky: "Kein Kind verliert den Platz, wenn es nicht in den Kindergarten kommt." Die Besuchspflicht im letzten Kindergartenjahr bleibt bis auf weiteres ausgesetzt.

Warum die Stadt die Regelungen nun bekanntgibt? "Eltern brauchen Klarheit und Planbarkeit. Die Vorgaben des Bundes, Kinder möglichst zu Hause zu betreuen, stehen nun einer steigenden Berufstätigkeit von Eltern gegenüber. Für diese Situation legen wir nun diesen Fahrplan vor", so Czernohorszky.

Alle können Kinder bringen

Bis Ende April gelten dieselben Regelungen wie seit Beginn der Corona-Krise, wird weiters betont. Zwar gab es hier unterschiedliche Interpretationen der geltenden Verordnung und manche berufstätigen Eltern wurden abgewiesen (DER STANDARD berichtete), aber in der Aussendung wird betont: Alle berufstätigen Eltern können – unabhängig davon, wo und wie die Arbeit stattfindet – ihre Kinder in den Kindergarten bringen. Die Öffnungszeiten der einzelnen Standorte würden bedarfsorientiert gestaltet. Das Angebot gelte auch für alle Familien, die mit großen Belastungen konfrontiert seien, sowie für Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher.

Mundschutz auf freiwilliger Basis

Geplant seien aufgrund der Ansteckungsgefahr überschaubare Gruppengrößen. Streng geachtet werde auf Hygienemaßnahmen, sagte die Abteilungsleiterin der Stadt Wien-Kindergärten, Daniela Cochlar. Das Tragen von Mund-Nasen-Schutz für Pädagoginnen kommt nicht verpflichtend, ist aber auf freiwilliger Basis möglich.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat am Donnerstag betont, dass man in Wien sehr wohl der Meinung sei, dass Kindergärten mehr als nur Aufbewahrungsstätten seien. Er habe daher auch an die Bundesregierung appelliert, hier möglichst bald Klarheit zu schaffen. Auch Eltern bräuchten "eine gewisse Planbarkeit". Denn selbst wenn man im Homeoffice arbeite, könne man seine berufliche Leistung nur dann bringen, wenn man nicht abgelenkt werde.

Wie andere Bundesländer die Kindergärtenöffnung handhaben, stand am Donnerstag noch nicht fest. Die aktuelle Verordnung von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), wonach der Großteil zu Hause zu betreuen sei, läuft am Sonntag aus. (Rosa Winkler-Hermaden, 23.4.2020)